Der Stadtteil Heiningen

Heiningen ist ein Stadtteil von Backnang und liegt im Süden der Stadt.

Heiningen ist eine alemannische Gründung des 5. Jahrhunderts und bestand ursprünglich aus einzelnen unabhängigen Gehöften. Der Ort ist eine der ältesten Siedlungen im Rems-Murr-Kreis. 1134 wurde der Ort im Zusammenhang einer Schenkung von Gütern des Markgrafen Hermann III. an das Stift Backnang erwähnt. Der Ort gehörte zum württembergischen Oberamt Backnang, seit 1938 zum neu formierten Landkreis Backnang.

Vorsitzende des Ortschaftsrates, mit seinen acht Mitgliedern, ist Ortsvorsteherin Natascha Bobleter.

Dienstleistungen der Stadtteilgeschäftsstelle

  • An-, Ab- und Ummeldungen
  • Melde- und Aufenthaltsbescheinigungen
  • Beantragung von Personalausweisen
  • Beantragung von Reisepässen / Kinderreisepässen
  • Polizeiliche Führungszeugnisse
  • Unterschrifts- sowie Zeugnisbeglaubigungen
  • Eintragung von Übermittlungssperren - auch für das Mitteilungsblatt
  • Landesfamilienpässe
  • Parkerleichterungen / Parkausweise für Menschen mit Behinderung
  • Müllmarken-Verkauf
  • Fundsachen
  • Annahme von Anzeigen für das Mitteilungsblatt

Ferner werden folgende Anträge ausgegeben, angenommen und an die entscheidende Stelle weitergeleitet:

  • Elterngeldanträge
  • Familien- und Kulturpass
  • Fischereischeine
  • Führerscheinanträge
  • Gewerbean-, Gewerbeab- und Gewerbeummeldungen
  • Hundeanmeldungen- und abmeldungen
  • Jagdscheine
  • Kindergeldanträge
  • Rundfunkgebührenbefreiung
  • Schankerlaubnis - Gestattung
  • Schwerbehindertenausweise
  • Sperrzeitverkürzung
  • Wohngeldanträge

Vereine in Heiningen

Vereine in den südlichen Stadtteilen

Heininger Besonderheiten

Das Heininger Rathaus

Das Heininger Rathaus hat eine vielseitige Geschichte: 1828 wurde es als Schulhaus erbaut. Die Tatsache, dass Heiningen damals acht Jahre vor der gesetzlichen württembergischen Schulverordnung ein Schulhaus baute, zeigt die fortschrittliche Einstellung von Heiningen zur Allgemeinbildung. Der damalige Schulverband Maubach-Waldrems weihte erst 68 Jahre später am 19.Oktober 1896 sein Schulhaus an der B14 ein. Das Heininger Schulhaus mit seinem Glockentürmchen liegt, in Richtung Unterweissach gesehen, rechts an der Hauptstraße vor der einzigen befahrbaren Reisbachbrücke. Der Reisbach war damals bis zur Brücke noch ganz offen und teilte das kleine Heiningen in zwei natürliche Dorfhälften. Damals gingen nur Heininger Kinder von der ersten bis zur siebten Klasse hier zu Schule. Alle Schüler wurden in einem Raum unterrichtet.

Am Sonntagmorgen war Kinderkirche und am Mittag kam der Pfarrer aus Backnang und hielt im Schulraum Gottesdienst - bis 1958, von da an hatte Heiningen und Waldrems eine eigene Kirchengemeinde. Nach der Gründung des Schulverbandes Maubach-Heiningen-Waldrems wurden hier bis 1965 die Klassen 1 bis 3 unterrichtet. Nach dem Umzug in die neue Talschule wurde das freigewordene Schulhaus bis 1972 als Rathaus der Bürgermeisterei Maubach-Waldrems-Heiningen genutzt. Das alte Heininger Rathaus mit dem angebauten Schafstall hatte keine Verwendung mehr, es wurde verkauft. Seit der Eingemeindung von Heiningen durch Backnang 1972 wird der erste Stock, wo die ehemalige Lehrerwohnung war, als Stadtteilgeschäftsstelle von Backnang genutzt. Zweimal wöchentlich, am Montag und Donnerstag können hier allgemeine, behördliche Angelegenheiten angefragt oder erledigt werden. Dies wurde durch einen Eingemeindungsvertrag dokumentiert. Der ehemalige Unterrichtsraum wurde von der Feuerwehr so umgebaut, dass ein gemütlicher Gemeinschaftsraum entstand. Er wird von der Feuerwehr, den Landfrauen, dem Seniorenkreis und vom Ortschaftsrat genutzt. Auch das Heininger Wahllokal wird in diesem Raum eingerichtet.

Der Heininger Dorfplatz...

... ist mit seiner zentralen Lage, seiner Größe und den seitlichen Abgrenzungen ein idealer Festplatz für die örtlichen Vereine. Das Rathaus, das Feuerwehrgerätehaus und die am Festplatz liegende schmucke Dorfscheuer runden den Dorfplatz glänzend ab.

Die Entwicklung des Dorfplatzes ist in vielen kleinen Schritten geschehen. Viele Idealisten haben über Jahrzehnten dazu beigetragen. Zuerst war die Schule mit dem kleinen Pausenhof da. Der Reisbach war damals noch bis zur Straße offen - nach dem Krieg wurde der Bach verschlossen, um den Pausenhof zu vergrößern. Als aus dem Schulhaus ein Rathaus wurde, hat die Freiwillige Feuerwehr in Eigenleistung im ehemaligen Gemüsegarten der Lehrer ihr neues Gerätehaus erstellt. Der Hofplatz war noch sehr klein, er war zum Nachbarn mit einem Zaun und einer Fliederhecke abgegrenzt Als das kleine, alte, bäuerliche Anwesen durch einen Besitzerwechsel zum Verkauf angeboten wurde, hat die Stadt Backnang das Anwesen nach langen und schwierigen Verhandlungen erworben. Das Wohnhaus mit angebauter Scheuer wurde abgerissen, die neuere Scheuer blieb jedoch erhalten - zum Glück kann man heute sagen. Jetzt haben die örtlichen Vereine Platz um ihre Feste zu feiern. Der nächste Schritt war das Erstellen des geschichtsträchtigen Dorfbrunnen - eine gelungene Bereicherung. Richtig schön wurde der Dorfplatz durch die, wenn auch etwas umstrittene, Pflasterung.

Die äußerst kreative Feuerwehr machte nun den nächsten Schritt. Sie erstellte an einer optimalen Stelle, unmittelbar am Gehwegrand den ersten Heininger Maibaum. Jahre später kamen in mehreren Schritten die Maibaumschilder dazu. Diese sollen das Heininger Dorfleben der fünfziger Jahre symbolisieren. Schnell wurde eine eindrucksvolle Tradition daraus. Der Maibaum wurde im großen Umfeld bekannt und zu einem Heininger Wahrzeichen.

Die vorerst letzte Erweiterung ist der Ausbau der Dorfscheuer. An dem gelungenen Ausbau der Dorfscheuer zeigt sich was eine motivierte Gruppe mit einem ehrgeizigen und zielorientierten Bauleiter an der Spitze auf die Beine stellen kann.
In diesem idealen Umfeld können die örtlichen Vereine ihre Feste ohne allzu großen Aufwand feiern. Das Erschaffen all dieser Einrichtungen soll auch ein Ansporn für die nachfolgenden Generationen sein, um das kulturelle Dorfleben gemeinsam zu pflegen und zu erhalten.
Verfasser: Gerhard Schaal

Der Heininger Dorfbrunnen

Brunnen waren bis vor etwa 80 Jahren eine der wichtigsten Einrichtungen in jeder Gemeinde - ausreichend gutes Wasser ist schließlich die Grundlage von allem Leben. Nach der Installation der zentralen Wasserversorgung in Heiningen 1938/39,gerieten die Brunnen rasch in Vergessenheit. Eine schwere und mühevolle Wasserbeschaffung für den täglichen Haushalt fiel dadurch weg. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde der Dorfbrunnen als Zierbrunnen wieder populär, allerdings ohne Trinkwasser. Jede Gemeinde platzierte ihr „Schmuckstück“ möglichst zentral in ihrem Ort.

Verfasser: Gerhard Schaal

In Heiningen ist der Brunnen auf dem zentralen Dorfplatz zu bestaunen. Seine Gestaltung hat einen schönen, nicht alltäglichen geschichtlichen Hintergrund. In der Oberamtsbeschreibung von 1502 ist zu lesen: Heiningen ist ein Weiler, der Weilerbrunnen liegt an der Dorfstraße und angrenzenden Wiesen. Ein am Brunnen stehender Zuckerbirnenbaum gab ihm den Namen Zuckerbrunnen. Soweit die amtliche Beschreibung. Der Zuckerbrunnen konnte noch im nördlichen Teil vom alten Heiningen ausgemacht werden. Der Dorfbrunnen war ein Schöpfbrunnen, sein Quellkopf war mit Sandsteinen eingefasst. Am Brunnen war ein Schöpfer aus Holz bereit gelegt, den jeder zum Wasserschöpfen benutzen konnte und sollte - dieser fasste etwa 1,5 Liter. Der Zuckerbrunnen lieferte das ganze Jahr über reichlich gutes Trinkwasser. Viele sagten dem Brunnenwasser besondere Eigenschaften nach. Mit dem Brunnenwasser wurde vor Ort auch Wäsche gewaschen. Dadurch war der Zuckerbrunnen ein Treffpunkt der Bevölkerung, eine kleine Kultstätte. Noch heute können sich ein paar Heininger Bürger daran erinnern wie das restliche Wasser über einen offenen Kandel in Richtung Reisbach ablief. Der Zuckerbrunnen ist heute mit einer Straße überbaut.

Nach einer ausführlichen Motivsuche für den neuen Dorfbrunnen, gab Gerhard Motz Anregungen dazu wie man ihn gestalten könnte. Gerhard Motz kannte die Geschichte des Zuckerbrunnen wie kein anderer. Nach Beratungen des Ortschaftsrates wurde der Steinmetz Schön aus Oppenweiler beauftragt ein Motiv zu Ehren für den ehemaligen Zuckerbrunnen zu entwerfen. Der Steinmetz Schön gestaltete daraufhin den heutigen Heininger Dorfbrunnen auf hervorragende Weise aus Naturstein. Der stilisierte Baumstamm mit seinem ausgeprägten Wurzelwerk ist mit einer Rinne umgeben, in der das Brunnenwasser wieder aufgefangen wird. Der Stamm stellt den Zuckerbirnenbaum dar. Das mittig aus dem Stamm fliesende Wasser den Zuckerbrunnen. Am Boden werden verteilt drei abgefallene Blätter symbolisch dargestellt. Das Brunnenwasser wird immer im Kreislauf bewegt. Der heutige Dorfbrunnen symbolisiert so den ehemaligen Dorfbrunnen hervorragend. Mit diesem gelungenen Kunstwerk wird eine alte Heininger Einrichtung dargestellt.

Herzlichen Dank an alle, die an der Verwirklichung des geschichtsträchtigen Dorfbrunnens, einem echten Schmuckstück von Heiningen, mitgewirkt haben.

Der Heininger Kreisverkehr...

... mit seinen bunten Hunden

Mit der Beschreibung möchte ich die äußerst lebhafte Entstehungsgeschichte und den Sinn dieses Kunstwerks in der Mitte des Heininger Kreisel der Bevölkerung etwas näher bringen.

Das von Gregor Oehmann kreierte Kunstwerk zeigt sechs symbolisierte Hunde, wie sie einer für sie viel zu hoch hängenden Wurst nachjagen. Für die Meute von bunten Hunden ist trotz allem Bemühen diese Wurst nicht erreichbar.
Mit diesem symbolträchtigen Kunstwerk soll dem einen oder anderen Betrachter (bunter Hund) ein Spiegel vorgehalten werden. Der Sinn: Jage in deinem Leben keiner für dich nicht erreichbaren Illusion nach. Gib dich nicht für mehr aus als du bist.

Wird mit diesem Kunstwerk zum Nachdenken angeregt und darüber diskutiert, so ist das gewünschte Ziel erreicht.

Das Kunstwerk, die bunten Hunde, haben eine abwechslungsreiche und äußerst lebhafte Entstehungsgeschichte. Aber alles der Reihe nach: als am Heininger Ortseingang, von Unterweissach kommend, als Verkehrsberuhigung ein Kreisverkehr angelegt wurde, waren noch Mittel übrig. So wurden vom städtischen Planungsamt drei ortsnahe Künstler beauftragt ein Kunstwerk für die Mitte vom Kreisel zu planen und vorzustellen. An dieser Stelle wurde der Heininger Ortschaftsrat mit den anstehenden Entscheidungen beauftragt, sodass bei allen drei Künstlern der Ortschaftsrat vor Ort war. Das Kunstwerk von Herrn Oehmann aus Aspach, die bunten Hunde, wurde mehrheitlich ausgewählt. Leider konnte zwischenzeitlich die benötigte Summe nicht mehr aus dem städtischen Haushalt gezahlt werden, weswegen sich viele Beteiligten zurückzogen. Nur Teile vom Heininger Ortschaftsrat, die sich in dieses Projekt eingelebt hatten, fanden sich nicht damit ab. Sie brachten innerhalb von einer Woche die benötige Summe durch Sponsoren zusammen. Als das Kunstwerk der Bevölkerung vorgestellt wurde, kamen Einwände und Ratschläge. Wieder musste über Vorschläge wie abändern, optimieren, Bürgerbeteiligung mit Abstimmungen, andere Motive, usw. beraten werden. So wurde im Ortschaftsrat wieder lebhaft diskutiert. Erst ein Machtwort machte diesem Debattieren ein Ende. Dieses Kunstwerk der bunten Hunde wurde in dieser Form von den Gönnern gesponsert. So lag die Entscheidung nahe, entweder die bereits ausgewählte Gestaltung mit den Sponsoren oder eine neue Gestaltung ohne diese durchzuführen. Nach einigem Zögern stimmten auch die Kritiker im Ortschaftsrat diesem Vorschlag zu. Als sich im Laufe der Zeit ein positiver Gesamteindruck abzeichnete, waren alle wieder mit dabei. Ende gut, alles gut. Wie heißt es doch so schön, der Erfolg hat viele Väter. Durch umfangreiche Erläuterungen wurden viele, oft auch lautstarke Kritiker zu Freunden von „unserem“ Heininger Hundekreisel.

Verfasser: Gerhard Schaal

Das Heininger Erlenwäldle

Das Erlenwäldle von Heiningen liegt am Feld- und Fußweg von Heiningen nach Backnang auf der linken Seite. Es hat seit Menschengedenken seine heutige Form und Größe. Das Erlenwäldle war in drei Parzellen aufgeteilt, bevor es von der Backnanger Firma Mühlberger gekauft wurde. Das Erlenwäldle ist ein absolutes Feuchtgebiet, es ist der zentrale Punkt an dem aus einer großen und welligen Landschaftsfläche die Wasserläufe zusammentreffen. Fast mittig im Wäldchen ist ein Brunnen angelegt, aus dem Maubach früher, bevor die Wasserverbände im Verbund ins Leben gerufen wurden, sein Trinkwasser bezogen hatte. Der Brunnen und der Wasserbehälter in Maubach werden noch genutzt - mit dem Wasser werden im Sommer die öffentlichen Grünanlagen gewässert. Im Volksmund hatte früher der Brunnen auch einen liebevollen Namen. Er wurde der „Kendlesbronna“ genannt. Den kleinen Kindern wurde eingeredet, dass aus diesem Brunnen die kleinen Kinder kommen. Um das zu überprüfen war damals der Deckel für uns Kinder viel zu schwer.

Durch die großflächigen Baumaßnahmen in diesem Gebiet wurde der Wasserzulauf deutlich reduziert. Da von allen Ämtern der Erhalt des Erlenwäldle angestrebt wurde, kam der Gedanke auf, das fehlende Wasser durch das Oberflächenwasser der Firma Mühlberger auszugleichen. Um Veränderungen im Erlenwäldle zu verhindern wurde es unter absoluten Naturschutz gestellt. Die bisherigen Eigentümer fürchteten von diesen Maßnahmen nur Probleme und hätten auch keinen Nutzen mehr davon. Die Firma Mühlberger wurde dadurch neuer Besitzer. Das Erlenwäldle hat mit seinem großen Anteil an Eschen trotz diesen Maßnahmen unter dem allgemeinen Eschensterben schwer zu leiden. Das fatale ist, dass heute das Wäldchen überwiegend aus Eschen besteht. Es ist abzuwarten wie das Wäldchen in absehbarer Zeit seinen Baumbestand den Veränderungen anpassen kann. Es ist zu wünschen, dass sich noch viele Generationen am Heininger Erlenwädle erfreuen können.
Verfasser: Gerhard Schaal

Eine alte markante Kellerhütte

Diese markante Kellerhütte steht in der Esslinger Straße in Heiningen, von der Tübinger Straße kommend auf der rechten Seite und gehört der Familie Klein. Die Kellerhütte hat die Gebäude-Nr.16 b. Das Alter von dem Keller kann heute nicht mehr festgestellt werden. Die Jahreszahl der Erstellung ist hier wie üblich in der oberen Mitte des Türbogens in einen besonders geformten Stein eingemeißelt. Der Zahn der Zeit hat an diesem uralten Keller seine Spuren hinterlassen, die Jahreszahl ist seit vier Generationen nicht mehr lesbar. Der Keller ist aus einem weichen und witterungsanfälligen Sandstein errichtet. In der Zeit, als die Landbevölkerung fast ausschließlich aus Selbstversorgen bestand, waren diese multifunktionalen Kellerhütten für den jährlichen Ablauf eine wichtige Einrichtung.

Im Gewölbekeller wurden Lebensmittel möglichst maussicher gelagert. Der Apfel- und Birnenmost wurde in Eichenholzfässern aufbewahrt. In den daraufstehenden Hütten war meistens das Backreisig für den Holzbackofen. Es gab oder gibt zwei Arten von Gewölbekellern: einmal diese in den freistehenden Kellerhütten und jene, die in den Gebäuden wie einer Scheuer oder einem Wohnhaus eingebaut sind. So gab es um Mitte 1950 über dreißig Gewölbekeller in Heiningen, davon etwa acht Kellerhütten.

Diese hier angesprochene Kellerhütte hat keinen besonders guten Standort. Sie ist in einen Hang eingebaut und deren Eingang ist wegen des Grundwassers nur vier Stufen tief - so steht ein großer Teil des Kellers im Freien. Durch diese Bauweise ist es erforderlich den seitlichen Druck durch das Gewölbe mit seitlich durchgehenden, verankerten Eisenstangen zu stabilisieren. Auch klimatisch ist dieser Keller anfällig. Im Sommer wird er zu warm und im Winter trotz der Strohballenisolierung oft zu kalt. Wenn man sich im Keller umschaut erkennt man am Zustand der Steine sofort welche im Erdreich und welche im Freien liegen. Die im Erdreich sind dunkel und feucht, die anderen hell und trocken. Bei diesem Keller mussten, wenn es im Winter eine längere Frostperiode gab, die frostempfindlichen Lebensmittel in Sicherheit gebracht werden. Sonst ging es sprichwörtlich ans Eingemachte.

Optimal ist ein komplett im Erdreich eingebauter feuchter und gut durchlüfteter Keller, baulich eine kleine Wissenschaft für sich.

Wenn man diese Kellerhütte von der Straßenseite aus betrachtet, sieht man deutlich den halbfreien Sandsteinkeller mit seinem runden Torbogen und das aufgesetzte spitzige Satteldach mit seinem Fachwerkgiebel, an dem eine Türe angebracht ist, um das Reisig einzubringen. An beiden Außenseiten sind je zwei Fenster angebracht, die mit einem seitlich verschiebbaren, im Mauerwerk eingelassenen Holzverschlag geöffnet oder verschlossen werden können. Diese Fenster werden für die Belüftung und manchmal auch für die Einbringung der Waren gebraucht.

Hinten, auf der rechten Seite ist der aufgebaute Eingang zur Hütte zu sehen. Eine kleine Besonderheit bei diesem Gebäude ist die auf der hinteren Seite fest eingebaute Gerätschaft zur Herstellung von Apfel- und Birnenmost. Die Obstmühle mit Maischebehälter und die übliche von Hand zu bedienende Spindelpresse. Der ausgepresste Saft konnte so auch von oben ohne allzu großen Aufwand direkt in die Mostfässer eingeleitet werden. Die ganze Einrichtung konnte so übers ganze Jahr, ohne dass sie im Weg war, stehen bleiben.

Es ist zu wünschen, dass die nachfolgenden Generationen dieses uralte Gebäude pflegen, um es als Anschauungsobjekt für eine vergangene ländliche Lebensweise zu erhalten.

Verfasser: Gerhard Schaal

Der Heininger Maibaum

Das Aufstellen eines Maibaumes ist ein altes und traditionsreiches Brauchtum. Nach dem Ende des Krieges konnte das zerstörte Deutschland zweifellos ein Zeichen brauchen, das einen neuen Frühling ankündigte. Der Maibaum wurde besonders in Nordbayern und Hessen rasch wiederbelebt. Die Anregungen dazu gaben hauptsächlich die vielen Sudetendeutschen, die durch Flucht und Ausweisung in diesen Raum gelangt waren. Das Maibaum-Brauchtum war im Sudetenland vereinsmäßig fest organisiert. Erst um 1970/1980 wurde es auch im Württembergischen eingeführt.
 

Durch die Feuerwehr ins Leben gerufen, ist seit dem Jahr 2000 in Heiningen das Maibaumstellen zu einem festen Bestandteil vom kulturellen Leben geworden. Der schöne Maibaum von Heiningen wird in einem großen Umfeld bewundert.

In den ersten Jahren wurde der Maibaum mit Krone und Girlande geschmückt. Jahre später kamen stufenweise die Symbole dazu, mit ihnen soll das Dorfleben im ehemaligen Bauerndorf Heiningen symbolisch dargestellt werden. Alle Schilder wurden mit einem kleinen Sketch (Darbietung) feierlich eingeweiht. Die Festlegung der Maibaumsymbole in ihrer Art und Größe war ein langer und schwieriger Prozess. Das Symbol „der Metzger“ war die Vorlage für alle Schilder, der Urtyp. Es wurde so, wie es dargestellt ist, in einem bayrischen Kochbuch gefunden. Mit viel Überredungskunst konnte mein Schulfreund Jürgen Falk für die Darstellung der 20 Symbole gewonnen werden. Die farbliche Gestaltung der Schilder wurde von Michael Grau sowie Stefanie und Michael Schaal ausgeführt. Ein Expertenteam der Feuerwehr hat bisher alle Maibaumaufstellungen mit großer Vorsicht und Sorgfalt durchgeführt. Die Maibaumherstellung hat immer den gleichen Ablauf. Zuerst wird im Heininger Hau der schönste Tannenbaum ausgesucht und für den Förster gekennzeichnet - denn ohne Kennzeichnung darf kein Baum gefällt werden.

Etwa eine Woche vor der Aufstellung wird der Baum gefällt und zum Richtplatz transportiert. Dort wird er geschält, der Gipfel angepasst und die Halterungen für die Schilder montiert. Gleichzeitig dazu werden die Krone und die Girlande mit Tannenreisig gebunden. Am Abend vor dem ersten Mai wird der vorgerichtete Baum zum Aufstellungsplatz transportiert und mit Gipfel, Krone, Girlande und den Symbolschildern geschmückt.  Herr Wahl aus Althütte stellt mit seinem Autokran den Maibaum in seine Verankerung. Mit großer Sorgfalt und Genauigkeit wird er dann von der Feuerwehr ausgerichtet und befestigt.

Verfasser: Gerhard Schaal

Das Gasthaus Krone

Die Heininger Dorfschenke „Krone“ wurde vom Landwirt Friedrich Unger im September 1959 ins Leben gerufen. Am Anfang war die Krone als einfache Gaststätte ein Nebenerwerb zur Landwirtschaft. Die Gasträume wurden im Erdgeschoss des Wohnhauses eingebaut, wodurch eine gemütliche Gaststube mit kleinem Nebenzimmer entstand. Die Küche ist durch den Schankraum optimal erreichbar, kurze Wege garantierten einen schnellen und reibungslosen Ablauf. Natürlich waren auch Sanitärräume dabei - eben alles, was zu einer richtigen kleinen Dorfgaststätte gehört. Der Wirt wählte den Namen „Krone“ für seine Gaststätte, da es bereits früher einmal eine Gaststube mit dem Namen Krone in diesem Gebäude gab. Friedrich Unger wurde so zum „Kronenwirt“ in Heiningen. Im Laufe der Jahre wurde die Krone immer mehr zum Haupterwerb für die Familie, die Landwirtschaft wurde aufgegeben. Nur von seiner Leidenschaft, dem Obstanbau, trennte „Frieder“ sich nicht. Unter der Regentschaft des geborenen Gastwirtes und seiner Ehefrau Irmgard, Chefin in der Küche, wurde die Krone zu einem gern besuchten schwäbischen Speiselokal. Die ursprünglichen Räumlichkeiten wurden bald zu klein, so dass 1974 durch Um- und Anbau die Gasträume erweitert wurden. Der alte Gastraum blieb dabei unverändert. Die in der Nachbarschaft wohnenden zahlreichen Küchenhilfen wurden je nach Bedarf aktiviert. So konnte jeder Ansturm, war er noch so groß und noch so kurzfristig, mühelos bewältigt werden.

Nach der Gründergeneration führten Nicole und Günter Unger das Lokal noch einige Jahre weiter. Als ihnen aus beruflichen Gründen die Zeit fehlte, wurde das Lokal verpachtet. Nicht zuletzt der Zeitgeist führte dazu, dass die Krone nicht mehr wie in früheren Zeiten besucht wurde. Der Bauer oder Handwerker kehrt heute nicht mehr, so wie damals, nach seinem Tagwerk auf zwei Bier in die Krone ein. Da Günter Unger einen großen Teil seiner Kindheit in der Krone verbrachte, war diese praktisch sein „Wohnzimmer“. So lässt sich auch erklären, dass er die Krone mit einem nicht unbeträchtlichen Zuschuss für seine Stammgäste am Leben erhält. Heute führt mit viel Freude und Leidenschaft Herr Fengler die „Krone“. Vielleicht kann die „Gaststätte“ auf diese Weise noch lange erhalten bleiben.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger "Dorfleben"

Der Landfrauenverein Heiningen

Zum Landfrauenverein

Die Gründung des Landfrauenvereines Heiningen war ein nicht alltäglicher Vorgang. Irene Weller kam eines Tages auf die Idee, was in ihrem Landfrauenverein machbar ist, das müsste doch auch in Heiningen möglich sein. Ohne große Umstände wurden Handzettel verteilt, wer Interesse an einem Landfrauenverein hat, soll sich bei dem Informationsabend am 1. März 1988 im Wahlraum des Heininger Rathauses melden. Die Resonanz war überwältigend, schon bei der zweiten Versammlung stellten 28 Gründungsmitglieder Ende März 1988 den Status eines Vereins her. Alle Achtung! Die Vereinsstruktur ist durch eine Satzung festgelegt. Die Heininger Landfrauen sind im Landfrauenverband, der den Namen „Landfrauen Württemberg-Baden e.V.“ trägt.

Die Entwicklungsgeschichte der Landfrauenvereine

Der Impuls zur Gründung der Landfrauenbewegung am Ende des 19. Jahrhundert ging von einer Frau aus, die sich kritisch mit der gesellschaftlichen Realität der Frauen auf dem Land auseinandergesetzt hat. Elisabeth Boehm, Gutsfrau aus Ostpreußen hatte die Erfahrung machen müssen, dass es zwischen Männern und Frauen in der Landwirtschaft große Ausbildungsunterschiede gab. Die Frauen waren damals völlig unzureichend auf ihr Aufgabenfeld, die ländliche Hauswirtschaft, vorbereitet. Dagegen hatte die Tätigkeit des Landwirtes durch die damals umwälzenden, naturwissenschaftlichen Erkenntnisse mit Auswirkung auf Ackerbau und Viehzucht bereits eine Professionalisierung erfahren. Während also Landwirtschaft fachkundig gelehrt wurde, war von einer hauswirtschaftlichen Ausbildung noch keine Rede. Die Frau auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, die Bäuerin, hatte keinen Beruf. Die historische Entwicklung der Landfrauenbewegung ist an die weitreichenden Veränderungen innerhalb des Agrarsektors im letzten Jahrhundert geknüpft. Die deutsche Landwirtschaft musste sich immer mehr am Weltmarkt orientieren lernen. Sinkende Getreidepreise bei gleichzeitig hohen Investitionskosten für die Modernisierung der Betriebe und für die Betriebsmittel wie Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel führten zu hohen Verschuldungen. Sorgsame Wirtschaftsweise im Haushalt, aber auch zusätzliche Verdienstquellen waren dringend nötig. Damit mussten die Frauen zwangsläufig einen wichtigen Part sowohl im Betrieb als auch in der Öffentlichkeit übernehmen. Der erste landwirtschaftliche Hausfrauenverein wurde 1898 in Rastenburg, Ostpreußen gegründet. Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts folgen viele Gründungen in ganz Deutschland. Ziel des Verbandes war, das Bewusstsein für die Lebenssituation der Landfrauen und für ihren bisher weit unterschätzten Beitrag in Land- und Volkswirtschaft zu stärken. Die Arbeitsschwerpunkte der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine dienten im Wesentlichen dem ländlichen und hauswirtschaftlichen Ausbildungswesen. Der ursprüngliche Ansatz, Erfahrungen und Wissen über Herstellung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte auszutauschen und sich weiter zu bilden, hat sich stetig weiterentwickelt und den Anforderungen der Zeit angepasst, sodass die Landfrauen sehr bald auch die gesellschaftliche Entwicklung auf dem Lande beeinflussen und mitgestalten konnten.

Nach Krieg und Zusammenbruch waren viele Männer und Söhne gefallen oder in Kriegsgefangenschaft. Die Frauen mussten die Höfe bewirtschaften. Ein unendlicher Flüchtlingsstrom ergoss sich über das Land. Angesichts dieser Situation belebte Marie-Luise Gräfin von Etingen den Gedanken der Landfrauenarbeit neu. Am 20. Oktober 1948 wurde der deutsche Landfrauenverband (dlv) gegründet und die Gräfin zur Präsidentin gewählt. Bis 1970 stand sie dem Verband als Präsidentin vor und stellte ihn auf ein solides organisatorisches Fundament. Die Geschäftstelle des dlv war bis 1973 in Stuttgart. Die Neuorientierung auf internationaler Ebene, der Aufbau nationaler Kontakte und der Ausbau der Bildungsarbeit über die fachliche Aus- und Weiterbildung hinaus, sind wesentliche Verdienste ihrer Amtszeit. Sie hat den Landfrauenverband von Anfang an bewusst für alle Frauen geöffnet, die im ländlichen Raum leben. Seit 1968 unterstützt das damalige Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Bildungsarbeit des Verbandes über bundeszentrale Informationsveranstaltungen (ZIV). In die Präsidentschaft von Gräfin Leutrum fiel auch der Aufbau einer hauswirtschaftlichen Forschung und die Errichtung der Bundesforschungsanstalt für Hauswirtschaft. Die Landfrauen erreichten ein Förderprogramm zur Verbesserung der arbeitswirtschaftlichen Situation in den Haushalten der Bäuerinnen und später ein Förderprogramm zu Modernisierung und Sanierung von landwirtschaftlichen Gebäuden. Die, bis heute stattgefundene Entwicklung zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Wenn man die Aufgaben und Ziele aus den Gründerzeiten der Langfrauenverbände mit den Jahresprogrammen der Heininger Landfrauen vergleicht, wird der große Wandel unserer Zeit richtig bewusst. Als vor etwa 120 Jahren in Ostpreußen von Elisabeth Böhm der erste Landfrauenverein gegründet wurde, waren die Ziele sicher ganz andere als heute.

Die Situation der Heininger Landfrauen

In vergangenen Zeiten bestimmte harte, schwere Arbeit das Leben der Landfrauen. Meistens waren sie auch extremer Mehrfachbelastung ausgesetzt. Sie hatten einen Haushalt zu versorgen, mussten oft eine Menge Kinder mit oft kärglichen Mitteln über die Runden bringen. Damals war die Landbevölkerung noch überwiegend Selbstversorger. Oft war auch eine kleine Nebenerwerbslandwirtschaft vorhanden, welche dann überwiegend von den Frauen und Kindern in mühevoller Handarbeit bewältigt werden musste. Eine zusätzliche Belastung und nicht seltenes Elend kam auch durch die Kriege auf die Landfrauen zu - sie waren durch die Einberufung ihrer Männer oft und lange auf sich alleine gestellt. Sie mussten ohne das heutige soziale Netz sehen, wie sie einigermaßen über die Runden kamen. Die heutigen Anforderungen und Aufgaben für die Landfrauenvereine haben sich Gott sei Dank zu einem besseren Umfeld entwickelt.

Das heutige Vereinsleben der Heininger Landfrauen wird geprägt von ihrem reichhaltigen und vielseitigen Programm. In einer Jahresbroschüre, die monatlich veröffentlicht wird, werden die Veranstaltungen aller Art aufgeführt, so dass jeder, der Interesse hat, seine Freizeiteinteilung gestalten kann. Das Angebot geht von kulturellen und festlichen Veranstaltungen, sportlichen Tätigkeiten und handwerklichen Kursen wie Basteln und Kochen. Auch gemeinsame Unternehmungen wie Jahresausflug oder Stadtführungen stehen auf dem Programm. Zu den jährlichen Höhepunkten im Vereinsleben gehören das Osterbrunnenfest, das Salzkuchenfest und das Singen unter dem Weihnachtsbaum, dass unter dem Motto steht: Wir singen für einen guten Zweck. Mit einer Weihnachtsfeier beendet der Landfrauenverein das erfolgreiche Jahresprogramm.

Der Landfrauenverein Heiningen lebt wie jeder Verein von seinen Mitgliedern, deshalb ist es wichtig, neue Landfrauen anzusprechen und zu gewinnen. Für den Verein wäre es vorteilhaft, wenn auch viele junge Frauen Interesse für diesen Verein durch ihren Eintritt bekunden und ihn generationsübergreifend mitgestalten würden.

Für das Gemeindeleben von Heiningen ist der Landfrauenverein nicht mehr wegzudenken. Dazu ein herzliches Dankeschön!                             

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Der Dorfpolizist


Diese Geschichte ereignete sich vor über 100 Jahren: Heiningen war damals noch ein reines Bauerndorf mit etwa 280 Einwohnern, die sich fast ausschließlich mit Landwirtschaft befassten.
 

Auch Heiningen hatte zur damaligen Zeit noch einen Feldjäger (Dorfpolizisten). Diese uniformierte Amtspersonen waren mit Rechten ausgestattet, dessen sie sich auch bewusst waren. Sie erwarteten dementsprechend von der Bevölkerung Respekt und Anerkennung. Immer waren sie bemüht zu allem eine Lösung zu finden, was natürlich auch mal gründlich danebenging. Die oft umwerfende Logik der Dorfpolizisten wurde so für die Jugendlichen immer wieder eine Herausforderung. Der uralte Spruch eines Heutensbacher Dorfpolizisten hat auch heute noch seine Gültigkeit: „Wenn wir wissen wie der Dieb heißt und wo er wohnt haben wie ihn schnell.“ Die ältere Dorfjugend trieb mit dieser Amtsperson immer mal wieder ihren Unfug, wie auch in diesem Fall: Die Familien hatten eine kleine Landwirtschaft nebenbei für die eigene Lebensmittelversorgung. So auch die Familie Schunter. Bei, oder besser gesagt auf deren Miste (Misthaufen vor dem Kuhstall) wurde dieser ausgeklügelte Streich ausgeführt. Die Gebäude stehen heute noch, links am Eingang zur Esslinger Straße, gegenüber der Gaststätte Krone. Das Wohnhaus ist seither mehrfach renoviert worden, die kleine Scheune mit Kuhstall ist nahezu unverändert. Der Misthaufen der zur Straßenseite lag, ist natürlich längst verschwunden. An seiner Stelle ist heute ein Autostellplatz. Dieser kleine landwirtschaftliche Betrieb wurde vor über einem halben Jahrhundert aufgegeben.

Bei allen Misten der damaligen Zeit war ein Teil vom Misthaufen auf festem Boden, der andere Teil über der Grube, die mit losen und abnehmbaren Balken abgedeckt war. So konnte die Lachengrube immer wieder geleert und ausgeputzt werden. So war es auch bei dieser Grube - sie war etwa 1,2 Meter tief und 1,5 Meter breit. Als die Jungen den Dorfpolizisten wieder einmal günstig ausgemacht hatten, haben sie für ihren Zweck sofort die volle Jauchegrube abgedeckt. Um nicht erkannt zu werden, haben sie sich verkleidet. Der Feldjäger wurde gereizt, bei der erwarteten Verfolgung wurde der Fluchtweg so gelegt, dass er über die Jauchegrube führte. Diese Grube wurde von den flüchtenden Jugendlichen übersprungen, der unwissende Feldjäger erlag dem ausgeklügelten Streich und landete wie gewünscht in der Jauchegrube. Die Dorfjugend hatte ihren Spaß, der Feldjäger den Spott. Die Einwohner von Heiningen und die Leute aus der näheren Umgebung hatten gewiss über eine längere Zeitspanne etwas zum Lachen und Spotten. Ob die Jugendlichen erkannt wurden oder gar bestrafft wurden, ist nicht überliefert.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Die Dorfschwester

Mit unserem Maibaumschild wollen wir an unsere letzte Heininger Dorfschwester erinnern. Sie wurde von allen einfach nur Schwester Anna genannt. Bevor ich mich mit dem Maibaumschild befasse, möchte ich kurz die Entwicklung des komplexen Themas Gesundheit und der medizinischen Versorgung erläutern. Beginnen möchte ich mit einem Zitat aus der Antike, der griechischen Mythologie: „Oh Göttin der Gesundheit, lass mich bei dir wohnen bis an mein Lebensende“. Dieser Wunsch hat Jahrtausende überlebt. Gesundheit ist ein uralter Menschheitstraum. Sie ist abhängig von unseren gesellschaftlichen Verhältnissen und demgemäß von Gesellschaft zu Gesellschaft, von Epoche zu Epoche verschieden. Für die Antike war gesund bezogen auf den Freien und Reichen, mindestens aber wohlhabenden Bürger, durchaus nicht auf den Sklaven, für den auch ganz andere Medizin galt, wie auch für Bauern und kleine Handwerker. Im Mittelalter erfolgte die Orientierung an Frömmigkeit und Religion, wer sie besaß, musste sich um ein gesundes und hygienisches Leben keine Sorgen machen. Die industrielle Leistungsgesellschaft unserer Tage bezieht dagegen Gesundheit auf Arbeitsfähigkeit und auf Wohlbefinden. Die moderne Industrie braucht gesunde Menschen, die arbeiten, und gesunde Menschen, die konsumieren. Der Gesundheitsbegriff wird universal. Der Begriff Lebensqualität schließt Krankheiten aus. Das Gesundheitswesen ist auch zu einem milliardenschweren Wirtschaftsfaktor geworden.

Auf Grund der vorher genannten Realitäten kann man sich leicht vorstellen, wann und wie in dem kleinen und einfachen Bauerndorf Heiningen eine regelmäßige, geordnete medizinische Versorgung auch nur ansatzweise begann. Jahrtausende wurden sicher die durch mündliche Überlieferungen bekannten, einfachen und oft bewährten Hausrezepte je nach Bedarf und Möglichkeiten angewandt. Auch Beobachtungen, eigene Erfahrungen und die Ratschläge der Kräuterfrauen wurden dabei sicher berücksichtigt. Viele Heilhoffnungen ruhten auch auf dem bedingungslosen Glauben. Schicksale wurden und konnten deshalb sehr oft in Demut als Gottgegeben hingenommen und akzeptiert werden. Bekannt ist auch, dass auf diesem Gebiet begabte Schäfer ihre Erfahrungen, welche sie durch das Ausprobieren und Beobachten ihrer Schafe erwarben, auf die Heilung der menschlichen Leiden oftmals mit Erfolg übertrugen. In vielen Fällen war dies sicher auch sehr hilfreich. Sicherlich gab es damals wie auch heute Scharlatane, welche die Not der Armen, Kranken und oft unwissenden Leute schamlos ausgenutzt haben. Mit Beginn der Industrialisierung wurde, wenn auch auf dem Lande etwas später, in kleinen Schritten langsam die organisierte Versorgung und Pflege eingeführt. Wie zum Beispiel durch die evangelische Schwesternschaft der Diakonie. Bevor 1974 die Backnanger Diakonie mit Sitz im Staigacker gegründet wurde, wurden die Schwestern vom Mutterhaus Stuttgart an die einzelnen Dörfer verteilt. So auch unsere Schwester Anna. Ob Heiningen gleich nach der Gründung der evangelischen Diakonie vor weit über hundert Jahren eine Schwester zugeteilt bekam, ist mir heute nicht bekannt. Die Aufgaben der damaligen Schwestern waren universal. Erkrankte jemand wurde die Schwester verständigt. Sie begutachtete den Fall und erstellte eine Diagnose - war die Erkrankung mit ihrer Hilfe heilbar, gab sie Anweisungen und Anleitungen zum Auskurieren; zum Beispiel eine Wunde richtig säubern und den richtigen Verband dazu anfertigen. Reichten ihre Möglichkeiten nicht aus oder war sie sich in ihrer Diagnose in schwerwiegenden Fällen nicht ganz sicher, wurde aus der Stadt ein Arzt hinzugezogen. Das wurde in allen Fällen so praktiziert, an jung oder alt. Auch bei der damaligen Altenpflege standen die Schwestern mit Rat und Tat zur Seite. In den allermeisten Fällen war die Pflege von den Angehörigen so gut es ging zu bewältigen. Es gab für die einfachen, armen Leute damals keine erschwinglichen Pflege- oder Altersheime. Von vielen in Not geratenen Leuten wurden die Schwestern um ihren Rat gebeten, egal ob die Sorgen persönlicher, familiärer oder anderer Art waren. Noch heute leisten die Diakonissinnen vor allem in der häuslichen Pflege ihren Dienst. Natürlich wurden ihre Aufgaben und deren Ausführungen dem Wandel der Zeit angepasst. Ich wünsche mir, dass unser Maibaumsymbol dazu beiträgt, dass die Lebensleistung unserer Dorfschwester Anna nicht gänzlich in Vergessenheit gerät.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Ein Fuchsbesuch im Hühnerstall

Als Einleitung ein Zitat:
Wer will, dass ihm Verdruß und Ärger blüh, der schaue sich nach Federvieh.
Damals war diese Geschichte im Heininger Drittelhof für die betroffenen Eheleute eine kleine Tragödie, für die Mitbewohner dagegen eine heitere Belustigung. Heute dagegen kann sie von allen als eine amüsante Anekdote belächelt werden.
Dieses Ereignis ereignete sich in der Zeit als die Landbevölkerung in Sachen Lebensmittel noch überwiegend Selbstversorger war. Fast jeder Haushalt hatte damals eine kleine Schar Hühner, erstens wegen der Eier und zweitens wegen dem leckeren Hühnerbraten.
In der damaligen Zeit legten die Hühner nicht durchgehend Eier. In der Zeit der Mauser (dem Federwechsel) von etwa Dezember bis März stellten die Hühner das Eierlegen ganz ein. Um diese Eierlose Zeit damals zu überbrücken wurden davor Eier gesammelt, im Volksmund oft auch Augusteier genannt. Ab diesem Monat legten die Hühner immer weniger Eier. Diese Eier wurden zum konservieren ins Wasserglas gelegt, eine etwas heikle Angelegenheit. Das Wasserglas wurde mit Pulver und Wasser hergestellt. Das Wasserglas hatte eine klebrige und sulzige Eigenschaft. Diese Art von Lagerung war alles andere als sicher. Bei der Verwendung wurden diese Eier extra aufgeschlagen und erst nach einer sorgfältigen Geschmacksprüfung dem Verwendungszweck zugeführt, hauptsächlich zum Kochen und Backen für Weihnachten.  Diese eingelegten Eier wurden nicht als Spiegel- oder Rühreier verwendet.
Natürlich wurde diese Prüfung oft auch von der jeweiligen Versorgungslage beeinflusst.
Um den Hühnerbestand etwa gleich zu halten, und um auch jedes Jahr immer junge Hühner zu haben wurden im Frühjahr Gipseier in ein Hühnernest gelegt, in welches das Huhn nach angeborenem Instinkt ihre Eier dazulegte um sie dann auszubrüten. Die kleinen und zierlichen, gegen Kälte empfindliche Kücken (Bibberle) wurden im wärmsten Raum im Haus, in der Küche unter einem Drahtgitter mit allerlei Leckereien (für die Hühner) bis zu einer bestimmten Größe aufgezogen bis sie dann in den Hühnerstall gebracht werden konnten. Heute allein wegen dem Gestank im Haus undenkbar. Damals war es halt überall so üblich.
Natürlich wurden bei besonderem Bedarf auch Junghühner dazugekauft, wenn die Brut nicht besonders erfolgreich war oder andere Ereignisse dazwischen kamen.
Ich kann mich noch gut erinnern wie in Heiningen teilweise die Hühnerpest ausbrach.
Sofort mussten alle Hühner vom betroffenen Stall getötet und verbrannt werden. Der Hühnerstall musste sofort aufs gründlichste desinfiziert werden, bevor neue Hühner gehalten werden durften. Auch musste eine gewisse Zeit gewartet werden bis die Hühnerpest auch wirklich im ganzen Ort verschwunden war.
Die Hühnerhaltung mit ihrer Versorgung war überwiegend eine Angelegenheit der Bäuerin.
Eines Nachts hatte in dem Hühnerstall unserer Bäuerin ein Fuchs bei seinem Besuch ganze Arbeit geleistet. Allen Hühnern samt Gockel wurde der Garaus gemacht.
Wegen dieser Nachlässigkeit in der Hühnerstallsicherung gab es für die Bäuerin reichlich Schelte und Vorwürfe. Aber alle Vorwürfe halfen nichts, es mussten wieder Hühner her.
Der Bauer beauftragte seine Frau zum Kauf von zehn Hennen und einem Gockel. Als die gute Frau zurück kam war der Bauer entsetzt. Sofort gingen lautstark die Vorhaltungen gegen die Bäuerin weiter. Du hast wieder einmal nicht richtig zu gehörte, ich sagte doch zehn Hennen und einen Hahn, nicht zehn Hähne und eine Henne.
Die Bäuerin hatte sich dieses wohl überlegt, denn endliche hatte sie eine Gelegenheit im eins auszuwischen und ihm einen Denkzettel zu verpassen.
Das hat so schon seine Richtigkeit lieber Mann, denn der Henne soll es besser gehen wie mir.
Der sprachlos gewordene Bauer überlegte darauf hin sorgsam seine peinliche Situation.
Natürlich wurde dieses Ereignis nicht geheim gehalten, für den Bauern gab es ordentlich Spott und Häme. Aber im Stillen wurde mancher Spötter vorsichtiger in seinen Äußerungen. Die Gefahr einer ähnlichen Wiederholung auch bei ihm war in solch einer Angelegenheit ja immer da.
Aber alle Vorwürfe und Streitereien halfen nichts, die Eierversorgung hatte Vorrang und die Hähne wurden wieder gegen Hennen umgetauscht.
Das Leben für die Eheleute, so wurde erzählt, ging wie damals üblich weiter, rau aber herzlich, wie man so schön sagt. Auch die beiden haben bei geselligen Anlässen ihren Nachkommen lachend diese, ihre Geschichte, weiter erzählt.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Schäfer und der Heininger Schafstall

Mit dem Maibaumschild der Schäfer und seiner Schafherde, möchte ich eine ehemalige kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit in dem Bauerndorf Heiningen und seiner Umgebung beschreiben, um so einen Teil des ehemaligen Gemeindelebens, die Schäferei, den nachfolgenden Generationen so gut wie möglich zu schildern: In vielen, fast allen Dörfern gab es einen Schafstall, der im Besitz der jeweiligen Gemeinde war. Von dieser Gemeinde wurde dieser Schafstall auch unterhalten und verwaltet. Am ehemaligen Ortsausgang in Richtung Unterweissach stand das Gebäude. Es unterschied sich kaum von den meisten anderen Gebäuden. Das Wirtschaftsgebäude war an das ehemalige Rathaus angebaut. Wann der Schafstall in seiner letzten Ausführung erbaut wurde, ist nicht ganz sicher, wahrscheinlich wurde er wie viele alte historische Gebäude in Heiningen um 1840 - 1880 erstellt. Wie weit diese gemeinschaftliche Einrichtung der Schäferei in Heiningen zurückreicht oder wann sie in Heiningen begonnen wurde, ist nicht mehr nachvollziehbar. Siehe Geschichte des Gemeindeschäfers. In einer Oberamtsbeschreibung ums Jahr 1770 steht: Das Schafhaus steht vor dem Ort draußen an der Straße linkerhand, die nach Unterweissach gehet. Heute Horber Straße.
Die Geschichte des Gemeinde- oder Bestandschäfers
Der Beruf des Schäfers entstand im 13. Jahrhundert, ging im 19. Jahrhundert stark zurück und erlebt heute eine Renaissance. Die Weihnachtsgeschichte, wie sie vom Evangelisten Lukas erzählt wird, stellt Menschen in den Mittelpunkt des Geschehens, die am Rande der Gesellschaft lebten: Die Hirten. Viele sind heute Geschichte. Hütejungen, Kuh- und Schweinehirten gibt es längst nicht mehr. Es gibt einzelne Museen, so wie das Deutsche Hirtenmuseum im fränkischen Hersbruck, die sich gegen das Vergessen wehren. Idyllische Schäferszenen sucht man hier vergebens, nur an Weihnachten werden Krippen ausgestellt. Kleider, Arbeitsgeräte und Musikinstrumente aus aller Welt dokumentieren die soziale Not, aber auch die kulturgeschichtliche Bedeutung des Berufsstandes. Für die wachsende Bevölkerung des Hochmittelalters war immer mehr Getreide nötig. Das ging zu Lasten der Weideflächen. Für den einzelnen Bauern wurde die Viehhaltung zunehmend unrentabel. Es fehlte an Futter und Hütepersonal. So entstand im 13. Jahrhundert die Funktion des Gemeindehirten. Beispielsweise ist im Ortssippenbuch von Heiningen (Backnang 3) unter der Nummer 8958 zu lesen: Andreas Kühner, Bestandsschäfer, geb. 1700, gestorben 1735 in Heiningen. Der Schäfer sammelte die Schafe des Dorfes ein und führte sie nach einem komplizierten Nutzungsplan auf die brachliegenden Privatäcker der Bauern (Dreifelderwirtschaft) oder auf das gemeindeeigene Weideland. Der Großhirte weidete Kühe und Pferde. Wer nach Schafen, Schweinen, Ziegen und Gänsen schaute, hieß Kleinhirte und war weniger angesehen. Die Bauern bezahlten den Hütedienst fast nur in Naturalien. Die meisten Hirten waren also gezwungen, einer Nebenbeschäftigung nachzugehen. Oft übernahm der Gemeindehirte die Aufgabe des Totengräbers oder die des Nachwächters, flocht Körbe und fertigte Holzschuhe. Der zwangsläufige Umgang mit verendeten Tieren drängte viele in die Funktion des Abdeckers, eines zutiefst verachteten Handwerks. Nicht zuletzt deshalb galt der Beruf im Bereich der städtischen Ständegesellschaft als unehrlich.
Dies war zunächst keine moralische, sondern eine soziale Charakterisierung: Hirten durften keine Zünfte bilden, waren bei der Wahl ihres Ehepartners eingeschränkt. „Hirten und Schinder-Geschwisterkinder“, tönte es oft durch die Gassen. Auch mit der moralischen Integrität war es nicht weit her. Aus der Sicht des Bauern, der im Schweiße seines Angesichts das Feld bestellte, wurde der Schäfer fürs Nichtstun bezahlt. Die wahren Tunichtgute der feudalen Gesellschaft fanden Gefallen an dem angeblich so naiven und natürlichen Landleben. Aus der Blütezeit der Schäferspiele im Barock und Rokoko stammt wohl auch der Begriff des Schäferstündchens, des heimlichen Treffens zweier Liebender. Schon der griechische Hirtengott Pan trat häufig in Begleitung von Dionysos auf, dem Gott des Weins, der Fruchtbarkeit und der Ekstase. Diese mystische Komponente des Hirtendaseins resultiert letztlich aus der Pflicht, denn der Hüter war für die Fruchtbarkeit und Gesundheit seiner Tiere verantwortlich. Während manche zu obskuren Fruchtbarkeitsriten griffen, nutzten andere ihre durch Naturbeobachtungen und durch Heilkräutersammeln erworbenen Erfahrungen. Was beim Haustier funktioniert, kann auch beim Menschen gelingen. So vertrauten viele der Dorfbevölkerung den Ratschlägen selbst ernannter Schäferdoktoren. Darunter waren echte Naturheilkundige, aber auch Spitzbuben. Das Verhältnis der Schäfer zu den Bauern war gespalten. „Im Herbst soll man dem Schäfer mit einem Stück Brot nachspringen und im Frühjahr mit dem Besenstiel“, rät ein schwäbisches Sprichwort. Will sagen: Man brauchte den Schäfer als Düngelieferanten, doch den Flurschaden, den seine Herde anrichtete, wolle man nicht in Kauf nehmen. Im 18. Jahrhundert fing man an, die Tiere ganzjährig im Stall zu füttern und den Dung auf die Felder zu streuen. Auf den Brachflächen baute man Futtermittel an. Der Anfang vom Ende des Hirtenwesens in dieser Form. Die Einführung des Mineraldüngers im 19. Jahrhundert besiegelte sein Schicksal. Die Weiden wurden unter den Bauern aufgeteilt und in Äcker umfunktioniert. Die Besitzlosen im Dorf, also auch die Hirten, gingen leer aus. Sie zogen in die Städte und verdingten sich als Arbeiter (Proletarier). Ein sozialer Aufstieg war das nicht.

Die Renaissance: Der heutige Schäfer als Unternehmer
Nachfolgend will ich einen heute üblichen, idealen Familienbetrieb beschreiben. Eine Schäferei, die real besteht. Die Schäferei ist mindestens in der fünften Generation. „Den Beruf des Schäfers kann man nicht erlernen“, sagt der Großvater, „dazu muss man geboren sein“ und solide ausgebildet: drei Jahre Gesellenzeit, zwei Jahre Berufserfahrung, Meisterprüfung. Vater und Sohn kümmern sich mit einem fest angestellten Schäfer um rund 1200 Mutterschafe, Böcke und Lämmer. Mit drei Schäfern ist der Betrieb gut aufgestellt. Da kann einer auch mal ein paar Wochen Urlaub machen. Die Osterlämmer sichern neben der Wolle die Haupteinnahmen des Betriebes. Ein Mutterschaf bringt pro Jahr durchschnittlich 1,5 Lämmer zu Welt. Beim Hüten begleiten den „Altschäfer“ zwei altdeutsche Schäferhunde, die er selbst ausgebildet hat: Ein junger Hund, „der Druck macht“, „und ein Älterer, der die Schafe gut kennt“. Damit er seine vierbeinigen Helfer auch über eine gewisse Entfernung dirigieren kann, trägt er eine Schippe mit sich. Mit ihr katapultiert er kleine Steine in die Nähe des unaufmerksamen Hütehundes. Außerdem hat die Schäferschaufel einen Haken zum Einfangen der Schafe, sie dient auch als Stütze für den Hirten. Ein Taschenmesser für die Klauenpflege, Hut, Schmutzhemd und Regenmantel runden die Ausrüstung ab. Der Schäfer steht neben seiner Herde, in guten und in schlechten Tagen. Zum Lohn winkt ein intensives Naturerlebnis: „Mir ist noch nie langweilig geworden“, meint der „Altschäfer“. Der Schafstallbetrieb in Heiningen wurde in einer vergangenen Zeitepoche aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der sich ändernden bäuerlichen Struktur ganz eingestellt. Die Schafe wurden immer mehr durch die Schweinezucht ersetzt. Auch begann der Kunstdünger seinen Siegeszug, die Düngung durch die Schafe wurde entbehrlich. Der Heininger Schafstall wurde in seiner letzten Zeit, bevor er verkauft wurde, als Geräteschuppen von der Gemeinde verwendet. Nach dem Umzug der Gemeindeverwaltung in das ehemalige Schulgebäude, dem heutigen Rathaus, wurde das Gebäude an eine Familie aus Heiningen verkauft. Mittlerweile ist das Haus von Grund auf renoviert, der Schafstall ist abgerissen und durch ein modernes Wohnhaus ersetzt worden.
 
Schäferbetrieb und Schafstallverwendung in Heiningen
Ich möchte nun den Schäferbetrieb und Schafstallverwendung in Heiningen beschreiben so wie ihn die älteren Einwohner von Heiningen noch erlebten. Sie gaben folgendes durch Erzählungen weiter: Der Schäfer zur damaligen Zeit, ein so genannter Wanderschäfer, pachtete die ganze Gemarkung von November bis März. In diesem Zeitraum konnte die gesamte Gemarkung beweidet werden, ausgenommen natürlich die mit Wintergetreide eingesäten Äcker. In der übrigen Zeit war der Schäfer mit seiner Herde auf der Sommerweide. Zum Beispiel auf dem Flugplatz in Schwäbisch Hall oder auf der Schwäbischen Alb. Die Wechsel von Sommer- zur Winterweide wurden durch Etappenwanderungen bewältigt. In der Sommerzeit stand der Heininger Schafstall leer. Die Schafherden, die nach Heiningen kamen, bestanden aus 120 bis 140 Schafen – angepasst an die beweidbare Fläche. Die Herde wurden je nach Schäfer von einem, manchmal auch zwei Hunden bewacht und gelenkt. Der Pachtvertrag wurde jedes Jahr mit der Gemeinde neu ausgehandelt, dies erfolgte meistens mit dem gleichen Schäfer. Bis zu dem heutigen Tag wird das Pachtrecht für die Markung Heiningen an den Schäfer durch den Ortschaftsrat für ein Jahr (von November bis März) neu vergeben. Dies ist heute die in Heutensbach ansässige Schäferei Allmendinger. Der Schafstall wurde von einem oder zwei Bauern bewirtschaftet. Das Weiderecht wurde von der Gemeinde durch Zuschlag, das heißt an das höchste Gebot jährlich neu vergeben. Die oder der Pächter mussten den Schafstall einstreuen, bei ungünstiger Witterung (strengem Winter mit hohem Schnee) die dann notwendige Zufütterung, das Heu, aufbringen. Das Heu konnte auf dem Dachboden des Schafstalles, dem so genannten „Oberleng“ gelagert werden. Das Ziel, oder besser gesagt, der Erlös dieses Aufwandes war der Schafmist. Die Bauern die den Schafstall betrieben, verwendeten den Schafsmist, um damit ihre Felder zu düngen. Schafsmist hat eine hohe Düngekraft und war deshalb sehr geschätzt. Der Nachteil an dieser Düngung war, dass damit auch viel Unkrautsamen (durch das Heu) auf die Felder kam. Aufgegangene unerwünschte Pflanzen mussten durch Handarbeit, mit dem Jäten (Felgen und Ausrupfen), wieder entfernt werden. Die Ansichten über den Schafmist waren dadurch oft stark unterschiedlich. Der Schafsmist wurde, da er nur einmal am Ende der Saison (Ende März) ausgemistet wurde, bis zu 70 Zentimeter hoch. Da mit langem, nicht geschnittenem Stroh eingestreut wurde, war es eine Knochenarbeit, den zusammenhängenden, festgetretenen Schafsmist auf die Felder zu bringen. Kleinere Bauern oder Nebenerwerbsbauern verwendeten eine andere, für sie erschwingliche Möglichkeit, ihre Felder oder wenigsten einen Teil davon mit Schafsmist zu düngen: Durch pachten der Schafpferche. Bei Tag ging der Schäfer auf Wanderschaft, bei Nacht bzw. am Abend kamen die Schafe in die Pferche, welche von den Bauern für die Dauer von ein bis zwei Wochen durch Ersteigerung gepachtet werden konnten. Um 1 Uhr in der Nacht, auch noch heute, werden die Pferche - aus Gründen der Bodenbelastung - umgesetzt. Die schmalen, harten Hufe der Schafe setzen dem Boden besonders bei feuchter und nasser Witterung stark zu. Der jeweilige Nutzer, der Pächter dieser Pferche, musste den Schäfer und dessen Hund(e) für diese Zeit verköstigen. Da für den Schäfer die Wanderzeit um 11 Uhr begann, musste das Mittagessen um halb elf für den Schäfer bereitstehen. Die Brotzeit war zur selben Zeit bereitzustellen, ebenso das Futter für den oder die Hunde. Beides wurde von dem Schäfer mitgenommen. Dass der Schäfer es sich für die damaligen Verhältnisse möglichst gut gehen lies versteht sich von selbst. Für die Zeit, in der der Schäfer im Haus war oder die Pacht hatte, wurde der Speiseplan meistens nach oben korrigiert. Manchmal übernachtete der Schäfer beim jeweiligen Pächter, hatte aber auch oft einen festen Schlafplatz. Also immer beim gleichen Bauern. In der Schlussphase dieser Art von Schäfereibetrieb übernachtete der Schäfer in seinem „Schäferwagen“, der vom jeweiligen Pächter mit Kuh-, Ochsen oder Pferdegespannen umgesetzt werden musste.
Der letzte Schäfer, der dies in Heiningen in Anspruch nahm, war Schäfer Allmendinger aus Gammertshausen auf der schwäbischen Alb. Allmendinger war mit seiner Schafherde in Heiningen auf der Winterweide, im Frühjahr zog er wieder auf die Sommerweide auf die Schwäbische Alb. Dies tat er bis er, wie das Leben eben so spielt, in Heutensbach seine Frau kennen lernte. Im gleichen Zeitraum wurde die Benutzung des Schafstalles in Heiningen beendet. Durch seine Heirat ist Allmendinger in Heutensbach sesshaft geworden. In der Schäferei Allmendinger hat sich inzwischen längst ein Generationswechsel vollzogen. Es ist heute die dritte Generation in Heutensbach, insgesamt ist es nach Aussage von Frau Allmendinger mindestens die sechste Generation.
An dieser Stelle möchte ich eine kleine Geschichte von einem Heininger Bürger einfügen. Er erzählte, als er noch ein kleiner Junge war, musste er mit anderen Buben auf die Schafherde aufpassen, dass der junge Schäfer in Heutensbach seine Liebe pflegen konnte (echte Schäferstündchen). Auch mit der Aufgabe, die neugeborenen Lämmer von der Weide in den schützenden Schafstall zu tragen, wurden die Buben beauftragt.

Schäferbetrieb und Schafstallverwendung in Heiningen
Die Schafzucht wird nach den heutigen wirtschaftlichen Maßstäben betrieben. Eine eigene Schlachterei ist dabei selbstverständlich. Die heutige Größe seiner Schafherde dürfte die Tausend überschritten haben. Eine genaue Zahl ist von einem Schäfer kaum zu erfahren, ein alter Schäfer beantwortete meine Frage nach der Anzahl: Die Füße der Schafe zählen und durch vier teilen. Mit zunehmender Mechanisierung der Landwirtschaft werden die Randgebiete immer unwirtschaftlicher, hier ist die Schafzucht eine erstklassige und willkommene Landschaftspflege, im Volksmund auch der Schafrasenmäher genannt. Um die Schäfereien im Allgemeinen am Leben zu erhalten, insbesondere zur Pflege unserer Kulturlandschaften, wird und müssen diese durch staatliche Subventionen unterstützt werden.
Die üblichen Krankheiten der Schafe waren in den 30iger Jahren ein großes Problem, die Hauptsorge war die Tuberkulose, für die es damals so gut wie kein Gegenmittel gab. Die übliche Schafschur fand immer auf der Sommerweide im Monat Mai vor dem natürlichen Wollwechsel statt, dem Winter- zum Sommerfell. Die Schafwolle wurde in den damals noch vielen vorhandenen Spinnereien weiterverarbeitet. Auch die anfallenden Schaffelle fanden in den vielen Gerbereien ihre Verwendung. Backnang ist, oder besser gesagt war, eine alte süddeutsche Gerberstadt. Die meisten Schafe wurden in früherer Zeit über spezielle Schafsmärkte wie etwa beim Backnanger „Hammelstich“ verkauft oder geschlachtet. Das Fleisch wurde auf dem Hammelstich verkauft, wenig davon ging privat weg.
 
„Backnanger Hammelstich“
An dieser Stelle möchte ich noch ein altes Brauchtum erwähnen, dem vor etwa 120 Jahren zum letzten Mal gefeierten Fest, dem so genannten „Backnanger Hammelstich“ – denn Heininger Hammel waren da so oder so auch mit dabei. In der Mitte des 18. Jahrhunderts kam der Backnanger „Hammelstich“ auf, der jeweils Ende Oktober begann und erst wenige Tage vor Weihnachten beendet wurde. Hauptsächlich von Wengertern aus dem Remstal, von der Heilbronner Gegend und vom Weinsberger Tal sowie aus dem Neckar- und Bottwartal wurde der Backnanger Hammelstich besucht. Meistens blieben die Gäste mehrere Tage in Backnang und erholten sich hier in fröhlicher Runde von den Mühsalen und Plagen der zurückliegenden Weinlese. Aber auch das gehörte zur Regel: Die Backnanger Gäste kehrten nicht leer in die Heimat zurück, vielmehr wurde auf dem Wagen eine ordentliche Fracht von Hammel- und Schafsfleisch verstaut, das zu Hause in den Rauchfang gehängt oder in Salz (Lack) gelegt wurde. Die oft weite Anreise und der oft längere Aufenthalt in Backnang sollte sich lohnen. Die Umsätze des Handels beim Backnanger Hammelstich waren keineswegs gering. Jeden Tag wurden 250 bis 300 Hammel oder Lammschafe geschlachtet, was bei einer durchschnittlichen Dauer von 40 Festtagen bedeutete, dass über 10.000 Tiere unter das Messer kamen. Freilich war nur ein kleiner Teil der Schafe in Backnang selbst aufgezogen worden. Die meisten wurden aus anderen Gemeinden des Murrtales, aus den Löwensteiner Bergen und aus dem Mainhardter Wald zugetrieben. Denn zu jener Zeit war Backnang nicht nur die bekannte Gerberstadt, sondern zugleich auch die Stadt der Schafmärkte für das Umland, so auch für die damaligen Heininger. Zahlreiche Käufer fanden sich auch von weither ein, sogar aus Frankreich. Vor etwa 120 Jahren ging der „Hammelstich“ immer mehr zurück. Schließlich wurde er eingestellt, weil die Wengerter fast alle zur Schweinehaltung übergingen. Mit dem Lauf der Zeit, den damit verbundenen Veränderungen findet immer wieder eine dörfliche und ländliche Gemeinschaft ihr Ende, sie gerät so im Wechsel der Generationen langsam, aber sicher in Vergessenheit. So auch der ehemalige Heininger Schafstall.
 
Mit dieser Hommage an den Heininger Schafstall möchte ich einen kleinen Beitrag gegen das „Vergessen“ leisten.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Der Hausschlachter

Der Hausschlachter
Das Maibaumsymbol zeigt einen Metzger mit einem Schwein. Es soll für die damalige Zeit einen typischen Hausschlachter darstellen. Der Name Hausschlachter oder Hausmetzger bedeutet nichts anderes, als dass der Schlachter zum Kunde ins Haus kommt und das gewünschte Stück Schlachtvieh in seinen eigenen Räumlichkeiten schlachtet und verarbeitet. Erwähnenswert dürfte auch noch sein, dass dieses Symbol der Urtyp ist und zur Vorlage für alle Maibaumschilder wurde. Die Gestaltung, die Art und Weise etwas aus dem Bauerndorf Heiningen darzustellen, die Größe und die verwendeten Materialien wurden dabei festgelegt. In Heiningen wurden die Hausschlachtungen und die Weiterverarbeitung meist von einem in Heiningen, oder in der Umgebung wohnenden Metzger durchgeführt. In Heiningen der fünfziger Jahre waren dies Ernst Schäfer und Hermann Schaal. Von der in Württemberg auch üblichen Art, für die Hausschlachtung einen so genannten fahrenden Metzger, der von Dorf zu Dorf reist zu beauftragen, ist mir in Heiningen nicht bekannt geworden. Für den Eigengebrauch können die Bauern auch ohne Ausbildung ihr Vieh selbst schlachten und auch verwerten. Mit diesem Maibaumsymbol, dem Hausschlachter, möchte ich diesen ehemaligen kulturellen Brauch der Hausschlachtung und deren einstigen Notwendigkeit erzählen. Die Hausschlachtung war ein wichtiger Faktor in Sachen der damaligen Lebensmittelselbstversorgung. Vielleicht kann auf diese Weise etwas vom Heininger Dorfleben im zwanzigsten Jahrhundert auch lange in der Erinnerung bewahrt bleiben. Bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war auch in Heiningen die meiste bäuerliche Bevölkerung auf eine möglichst umfangreiche Selbstversorgung eingerichtet. Auf allen Bauernhöfen wurde gegessen und getrunken, was mit Vieh, Acker und Garten erwirtschaftet werden konnte. Um Lebensmittel kaufen zu können, fehlten zu einem das Geld und die notwendigen Transportmittel, zum anderen aber in den Dörfern auch das entsprechende Angebot. Zur Vorratshaltung gehörte auch, ein Höhepunkt im bäuerlichen Wirtschaftsjahr, das Schlachten. In Württemberg pflegte man in der Regel zwei bis dreimal im Jahr zu schlachten, an Kirchweih, im Herbst, gegebenenfalls noch vor Weihnachten und zur Fassnacht beziehungsweise im zeitigen Frühjahr. Jedenfalls in der kühleren Jahreszeit, in der das Fleisch länger haltbar blieb. Wichtigster Fleischlieferant war in der Regel das Schwein. Je nach Hofgröße hatte ein Bauer bis zu zehn Schweine im Besitz. Von denen wurden zwei bis sechs geschlachtet, je nach Personenzahl des Haushaltes. Die restlichen Schweine wurden verkauft. Nebenerwerbsbauern in Heiningen und auch Haushalte die ein Äckerchen hatten, fütterten sich ein bis drei Schweine für den Eigenbedarf. Wegen des Speckbedarfes wurde mindestens ein Schwein extra länger und intensiver gemästet um ja richtig Speck zu haben. Natürlich gab es auch Haushalte die sich diese Mühe ersparten und sich ein Schlachtschwein kauften. Hier in Heiningen wurde zu besonderen Anlässen, so wurde mir zugetragen, auch mal ein Kälbchen geschlachtet. Kalbfleisch galt als besonders hochwertige Nahrung für geschwächte Wöchnerinnen und auch für verwöhnte Gaumen soll es ein Leckerbissen gewesen sein. Seltener wurde ein Großvieh geschlachtet, vielleicht mal ein „Rendle“ (ein fast erwachsenes weibliches Rind) Ganz anders war die Sache natürlich bei den so genannten Notschlachtungen, da kam praktisch alles dran. Brach sich ein Tier etwas oder erkrankte es, so lange es noch lebte wurde das Tier gestochen. Die meist bittere Not und die obligatorischen Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung haben der damaligen Bevölkerung kaum eine andere Wahl gelassen. Solche bitteren Ereignisse waren für die betroffenen Familien immer eine Tragödie. Ihre wirtschaftliche Existenz stand dabei oft auf dem Spiel.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel, Maultiere und Hunde als Schlachtvieh bezeichnet. In Heiningen wurden nur Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen geschlachtet.
Beim Hausschlachten wurde ein Großteil des Fleisches eingepökelt, eingeweckt oder in Büchsen gekocht, einige Fleischstücke wurden auch geräuchert. Reststücke und Innereien zu Blut oder Leberwurst verarbeitet. Besonderen Wert legte man auf die großen und dicken Speckseiten, denn Speck war geräuchert sehr lange haltbar. Ein großer Teil des Specks und jedes noch so kleine Stückchen wurde zu kleinen Würfel geschnitten und ausgekocht, im schwäbischen „ausgelassen“. In den gebrannten und glasierten „Schmalzhäfen“ aufbewahrt war dieses Fett sehr lange haltbar. Schweinefett (Schmalz) war in der damaligen Küche unverzichtbar.
Die ausgekochten Fettwürfel, Grieben genannt, wurden natürlich als Nahrungsmittel verwendet. Griebenschmalz, ausgekochte Fettwürfel mit Schmalz vermischt wird heute oft auf diversen Festen, auf Bauernbrot aufgetragen und als Delikatesse angeboten.
Begehrt waren aber auch die mit einem Brät aus Fleisch und Fett gefüllten Bratwürste. Wo geschlachtet wurde, war auch die so genannte Metzelsuppe nicht weit, eine kräftige Wurst und Fleischbrühe in der zusätzlich die Produkte des Schlachttages wie Kesselfleisch, Blut- und Leberwurst gekocht wurden.
Das anschließende Schlachtfest mit den Helfern, Bekannten und Nachbarn war immer ein Grund zur großen Freude, denn da gab es Erzeugnisse der Hausschlachtung wie Innereien, Kesselfleisch, Leber- und Blutwürste oder Presssack.
Bei diesen Festen ging es meist feucht und fröhlich zu. Hausmetzger Hermann kam dabei meistens in Hochform. Mindestens einmal bei jedem Fest erzählte er dazu seine Lieblingsanekdoten. Auch wenn man sie schon hundertmal gehört hat, wurde immer wieder darüber gelacht. Es sind eben Klassiker aus dem Metzgerleben. Doch davon später mehr.
Ein besonderer Brauch am Tag der Hausschlachtung war das „Häfelestupfa“. Das Häfelestupfa wurde je nach Gegend etwas anders gehandhabt. Es war bei den hungrigen Jugendlichen und Erwachsenen sehr beliebt. Um nicht erkannt zu werden klopften sie nach Einbruch der Dunkelheit mit einem langen Stock an ein Fenster des Hauses, an dem abends das Schlachtfest stattfinden sollte, und stellten eine Schüssel oder Kanne ab. Die Bauersfrau füllte nun in das Gefäß etwas Metzelsuppe und Kesselfleisch, manchmal auch eine Leber- oder Griebenwurst. Kaum war die Bauersfrau wieder im Haus, wurde „das Häfele“ schnell heimlich abgeholt und der Inhalt zu Hause verspeist.
Eine etwas andere Vorgehensweise wurde mir so erzählt. Am Schlachttag, bei Einbruch der Dunkelheit, kam für die Heranwachsenden im Dorf die Zeit zum „Häfala“. Stark vermummt zogen sie los, um nicht erkannt zu werden. Oben an einer Stange wurde eine kleine Milchkanne angebunden. Mit dieser Stange klopfte man das Küchenfenster des Bauerhauses. Wenn geöffnet wurde, hatte man einen Spruch auf Lager, den man mit verstellter Stimme vortrug. Einer hat mir so gut gefallen, dass ich ihn zum Weitererzählen behalten konnte:
„An der Stange do hangt a Kennle.
Isch kloiner als a Wennle.
Deant halt a bissle nai.
Muaß ja net a haufa sai.
Onser Dank isch euch gewiss.
Dann guata Nacht ond viele Griaß.“
 Zwei kleine Anekdoten zu den vergangenen Bräuchen möchte ich ergänzend anschließen.
Anekdote: Häfelestupfa bei Oma Frieda
Auch bei meiner Oma wurde nach ihren Erzählungen immer Häfele gestupft. Einmal lag im bereitgestellten Gefäß ein Zettel mit dem Bibelspruch. „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“. Oma Frieda, nicht weniger bibelkundig, legte der extra etwas dürftig gemachten Schlachtschüssel ihrerseits den Bibelspruch bei: „Lasset euch genügen, an dem was da ist“.
Von einer Wiederholung dieser Vorgehensweise wurde nie etwas erwähnt.
Anekdote: Eine klassische Schwarzschlachtung
Während des Krieges und kurz danach genehmigten die Behörden ein Schwein pro Jahr für den Eigenbedarf eines Haushaltes. Jede weitere Sau musste so still und heimlich wie möglich geschlachtet werden. In der Schlachtküche wurde das Fenster verdunkelt, die Türen mit Decken abgedichtet und alle Ritzen zugestopft, dass möglichst kein Geruch nach außen drang. Alle, vor allem aber die Kinder, wurde immer wieder ermahnt, ja niemandem etwas zu erzählen. Wenn ein zweites Schwein geschlachtet wurde, durfte dies keiner erfahren. Aber was tat man nicht alles für einen Bollen Floisch. Eine lustige Geschichte, eine nette kleine Anekdote halt, von Hermann immer gern erzählt, die sich folgendermaßen in einem kleinen Nachbarort zugetragen hat: Ein Metzgerlehrling im dritten Lehrjahr hatte sich einem Bauern gegen Entlohnung mit Naturalien angeboten, diese verbotene Aktion durchzuführen. Als zum Vesper gerufen wurde, saßen auch zwei Landjäger (Dorfpolizisten) am Tisch. Der junge Mann erzählte später noch lange, dass er beim Anblick der Obrigkeit das große Zittern bekam und beinahe vor Angst in die Hose gemacht hätte. Die Bäuerin beruhigte ihn aber:
„Bua, doa brauchst koi Angst han, dia wollat au bloß veschbara“.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Der Luftsportverein Backnang-Heiningen

Mit unserem Maibaumsymbol möchte ich die über fünfzigjährige Verbundenheit des Luftsportvereines mit dem Ort Heiningen darstellen. Das Motiv zeigt einen SG 38 (Schulgleiter) beim Start in Richtung Heiningen, gesehen aus dem Blickwinkel der heutigen Flugzeughallen. Im Bildhintergrund ist der Horbachhofer Wald angedeutet. Die SG 38 wurde als Maibaummotiv ausgewählt, weil mit diesem Gleiter der Fliegerverein zum Leben erweckt wurde. Mit wenigen, aber wichtigen Punkten versuche ich den Werdegang des Vereins etwas zu erläutern.Aus heutiger Vereinsicht kann man sicher feststellen: „Die Zeit vergeht wie im Fluge“. Fliegen, ein uralter Menschheitstraum begann vor etwa 120 Jahren mit den ersten ernsthaften Versuchen wahr zu werden. Die Geschichte des Fliegens begann 1893 mit dem ersten motorlosen Gleitflug Otto Lilienthals. Der erste Motorflug wird dann 1901 dem aus dem fränkischen stammenden Gustav Weißkopf, alias Whitehead, im US Bundesstaat Connecticut zugeschrieben. Der Doppeldecker der viel bekannteren Gebrüder Wight flog erst im Jahre 1903. Ohne den uralten Traum des Menschen „zu fliegen“ und ohne den Pioniergeist wagemutiger Männer und Frauen wäre dies sicher nicht möglich gewesen Die Entwicklung des Vereins und die Anfänge der FlugaktivitätenBereits im April 1951, als die Alliierten andeuten ließen, dass das Fliegen in der Bundesrepublik wieder erlaubt wird, trafen sich in der Winnender Gaststätte Lamm eine Gruppe junger Männer. Noch während des zweiten Weltkrieges in der BSFK, also der Flieger HJ, hatten sie das Segelfliegen mit dem Schulgleiter SG 38 erlernt. Der erste Oktober 1951 war dann der offizielle Gründungstermin der „Segelflieger Winnenden“ im Württembergischen Luftfahrtverband. Der Aufbau des ersten Fluggerätes des Vereins, eine SG 38, wurde während des Krieges in der Schreinerwerkstatt Fuchs in der Höfener Straße in Winnenden begonnen. Damit es von den Amerikanern nicht beschlagnahmt und zerstört werden konnte, wurde es in weiser Vorsicht von den jungen Fliegern in einem Heuschober versteckt. Dieser Schulgleiter wurde also 1951 wieder ausgebuddelt und flugfähig gemacht. Als Werkstätten dienten zunächst ein Raum in der Küferei Würthele und eine Feldscheuer in der Seehalde. Das nötige Werkzeug war größtenteils noch aus der Schreinerei herübergerettet worden. Neues Werkzeug spendete die Firma Kärcher. Die ersten Hüpfer mit der SG 38 per Gummiseilstart erfolgten von einem Hang bei Leutenbach und am Degenhof. Bald musste ein zweites Flugzeug her. Nur am Geld fehlte es. So wurde 1952 die „Spatzbaugruppe“ ins Leben gerufen. Eine Gruppe, die zunächst ihr eigenes Flugzeug bauen wollte und das später auch vom Verein genutzt werden konnte. Ein einsitziges Flugzeug zu bauen erwies sich als Fehlentscheidung. Die bereits gefertigten Teile wurden verkauft. Der Verein baute einen Doppelsitzer vom Typ Specht, dessen Holme und Rumpfteile wurden vorgefertigt gekauft. Dieser Specht wurde 1956 auf den Namen Winnenden getauft. Zwischenzeitlich war der Verein aus der Feldscheuer in das Untergeschoss von „Tante Anna“ in der Schorndorfer Straße umgezogen. Noch besaß der Vereine keine Schleppwinde, keinen Fluglehrer und kein eigenes Fluggelände. So zogen die Flieger jeden Sonntag mir ihren zwei Flugzeugen mal zum Hornberg, mal zur Hahnweide oder an die Teck.Was lag also näher, als sich den Backnanger Fliegern anzuschließen. Und so waren die Winnender Segelflieger von 1957 bis 1960 Gäste im Flugbetrieb der Backnanger Segelflieger, zunächst in Heiningen und später in Völkleshofen. Ins sommerliche Fluglager zog man aufs Klippeneck auf der südlichen Alb, oberhalb von Tuttlingen.In dieser Zeit wurde auch die erste eigene Schleppwinde gebaut. Auch mit dem Bau der Ka7, die 40 Jahre ihren Dienst tun sollte, wurde 1958 begonnen. 1961 endlich der erste eigene Flugbetrieb in HeiningenNachdem die Backnanger Flieger sich ganz nach Völkleshofen verlagert hatten, übernahmen die Winnender Segelflieger das Fluggelände in Heiningen, das allerdings noch unter Backnanger Halterschaft stand. Zur Verfügung standen nun der Specht, die Ka7 und ein Grunau II b. Auch ein Segelfluglehrer aus dem Raum Stuttgart kam zum Verein, ein zweiter war in Ausbildung. Noch mussten die Segelflugzeuge jeden Sonntag auf Hängern von Winnenden nach Heiningen transportiert, zum Flugbetrieb mühsam aufgebaut und am Abend wieder zerlegt und verstaut werden. Eines Tages entdeckte ein Vereinskamerad in der Nähe von Böblingen Holzteile einer ehemaligen Reithalle. Diese wurden erworben und mit einem Tieflader in abendlichen Aktionen nach Heiningen befördert. Die Fertigstellung dieser Halle 1966 bedeutete einen großen Schritt vorwärts. Die Flugzeuge konnten im zusammengebauten Zustand verstaut werden Jetzt konnte schon am Samstagnachmittag geflogen werden. Kam ein Flugschüler in Völkleshofen gerade mal auf einen Schulstart am Sonntag, so konnte er jetzt an einem Wochenende 5 bis 6 Starts erreichen.Die jetzt so genannte „alte Halle“ bot sich bald als Festhalle an. Der Fliegerverein war es, der 1966 das erste Fest in Heiningen nach dem Kriege überhaupt veranstaltete. Auf diese Weise ist es gelungen die Kontakte zu Heiningen enger und herzlicher zu gestalten. Nicht selten hörte man in Heiningen den Begriff „Unsere Segelflieger“! Mit dem Fliegen mit Motor begann eine neue Ära im Verein. Es wurden in vorhandenen Seglern Motoren eingebaut, so konnte jetzt ohne fremde Hilfe gestartet werden. Aus diesen Basteleien entwickelte sich der Typ des Motorseglers. Für die neuen und wachsenden Anforderungen wurde jetzt eine Startbahn benötigt. Durch die erfolgreichen Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern konnte mit dem Bau der 500 Meter langen Rollbahn begonnen werden. Rechtzeitig zum Beginn der Flugsaison 1970 wurde die Startbahn fertig.In der Mitgliederversammlung vom 26.11.1974 wurde die Änderung des Vereinsnamens in „Segelflieger Winnenden-Heiningen“ beschlossen. Anlass war die Teilnahme an einem Fußballturnier zu Gunsten eines Kindergartenneubaus in Heiningen. Damit wollte der Verein die Verbundenheit mit Heiningen, das heute zu Backnang gehört, bekunden. Ein nobler Schritt der Segelflieger. Der letzte Platz bei diesem Turnier war dabei Nebensache. Über vierzig Jahre sollte der Verein diesen Namen tragen. Mit dem vollständigen Umzug von Winnenden nach Heiningen waren die Veränderungen im Umfeld des Vereines groß. Da keinerlei Beziehungen mehr zu Winnenden da waren, war es folgerichtig den Verein auf den Namen „Luftsportverein Backnang-Heiningen“ umzutaufen. Die Vergrößerung und Modernisierung des FlugzeugparksMit dem Erwerb eines Motorflugzeuges und des Motorseglers wurde es zu eng in der „alten Halle“. Die „neue Halle“ wurde in 3-jähriger Planungs- und Bauzeit von 1975 bis 1978 fertig gestellt. Der vorgesehene Clubraum wurde vergrößert und um eine Terrasse erweitert. Seit 1979 wird dieser Clubraum an Wochenenden als öffentliches Lokal betrieben. Bei den erforderlichen, ständigen neuen Anschaffungen an Fluggeräten und die dazu nötigen Neubauten kann man zu der Erkenntnis kommen, dass sich der Verein ein zweites Standbein zugelegt hat. Einige stellen sich die Frage, was überwiegt mehr im Verein, das Fliegen oder das Bauen. Da auch die beste Pappe nicht länger als 30 Jahre dich hält, musste das Dach der alten Halle mit Trapezblech neu eingedeckt werden. Das größte Projekt war wieder ein Hallenneubau. Wurden die bestehenden Gebäude noch komplett von Vereinskameraden selbst errichtet, so war dies bei diesem Vorhaben nicht mehr möglich. Die Seele vom LuftsportvereinFür ein aktives und erfolgreiches Vereinsleben gibt es keinen anderen, als diesen dualen Weg. Die gute Kameradschaft, großer Einsatz, viel Tatkraft und bewundernswerter Idealismus seit der Gründung des Vereins ist die Basis für den großartigen Erfolg. Auch die luftsportlichen Erfolge in den letzten Jahren bestätigen die Richtigkeit des aktiven Vereinlebens und deren hervorragende Jugendarbeit. Die Feste und Flugtage in Heiningen verdeutlichen ohne Zweifel die organisatorische Leistungsfähigkeit des Flugvereines. Weit über die Region hinaus wuchs das Interesse an den 1972 begonnenen Flugtagen. Verkehrsstaus um Backnang waren vorprogrammiert, wenn Transall, Starfighter und Co. angekündigt waren. Viele weltbekannte Kunstflugpiloten wie Wolfgang Dallach, Manfred Stössenreuter und der Tscheche Ladislav Bedzak zeigten am Himmel ihr meisterliches Können. Selbst die legendäre Me 109 fegte an den dicht gedrängten Zuschauermassen vorbei. Leider endete die Zeit der Großflugtage in Heiningen mit dem tragischen Unglück in Ramstein im Jahr 1988. Die Sicherheitsabstände zu den Zuschauern wurden vergrößert und Verbandskunstflug von Motorflugzeugen wurde ganz verboten. Erstmals im September 1980 ankerte ein Luftschiff, der „Hofbräu-Zeppelin“, in Heiningen. Wenn auch die Werbeluftschiffe zum gewohnten Bild wurden, sind sie in Heiningen und Umgebung für die Zuschauer immer eine Attraktion. Die attraktiven und unterhaltsamen Fliegerfeste gingen, wenn auch im kleineren Maßstab weiter. Die dabei angebotenen Rundflüge mit verschiedenen Flugmaschinen wurden im großen Maßstab angenommen. Der Flugtag am 9. September 2012 wird dem Luftsportverein noch lange in schrecklicher Erinnerung bleiben. Ein Motorkleinflugzeug startete mit drei Gästen an Bord zu einem Rundflug. Kurz nach dem Start stürzte es wegen Luftverwirbelungen ab, 3 Menschen starben, eine Frau überlebte mit lebensgefährlichen Verletzungen. Nach diesem schrecklichen Unfall wurden die Fliegerfeste vom Luftsportverein bis auf weiteres ausgesetzt. Der Luftsportverein hat dafür ersatzweise einen Tag der offenen Tür eingeführt. Es ist zu hoffen, dass die Ergebnisse der gründlichen Unfalluntersuchung und bei deren Beachtung das Fliegen sicherer machen und den Luftsport von solchen Unfällen verschont. Möge sich der Luftsportverein in Backnang-Heiningen auch in Zukunft ständig im Aufwind befinden und seine erfolgreiche Entwicklung fortsetzen.Heiningen im Juni 2014.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Der Heuwagen

Mit dem Maibaumsymbol des Heu- oder Erntewagen, einem beladenen Leiterwagen soll eine der Hauptarbeiten des bäuerlichen Jahres in Heiningen dargestellt und beschrieben werden.
Früher war die Heuernte ein Ereignis, bei dem das halbe Dorf auf den Beinen war. Heute bekommt man wenig davon mit. Produzierte im Jahr1900 ein Landwirt Lebensmittel für vier Personen, heute ernährt er 140 Personen (Statistik 2015). Dies ist der aussagekräftigste Faktor für den Wandel in der Landwirtschaft.
In Heiningen waren um das Jahr 1950 über 40 Familien mit der Landwirtschaft verbunden die auch Heu machten, um ihre Pferde, Ochsen, Kühe, Ziegen und Hasen im Winter mit diesem Heu füttern zu können.
Im Jahre 2020 sind es noch drei Bauern.

Zu Großvaters Zeiten, so um das Jahr 1930 fuhren die Bauern mit ihren Heuwagen, gezogen von Kühen, Ochsen oder Pferden stolz durch den Ort. Man musste den Leuten ja zeigen, was für eine prächtige Fuhre man da in die Scheune fuhr. Deshalb durften auch nur geübte Leute den Heuwagen laden. Meist war es ein Mann, der das mit Gabeln hochgestemmte Heu zu einem stabilen Gebilde verwandelte. War der Wagen vollgeladen wurde er ringsherum abgerecht.
Waren die Wege schlecht und holprig wurde zur Stabilisierung eine Stange, der so genannte „Wiegsbaum“ der Länge nach auf den Heuwagen gelegt und vorne und hinten nach unten verspannt. So wurde der Heuwagen zum Stolz der Bauern.
Die Heuernte war in den alten Zeiten eine der Hauptarbeiten im landwirtschaftlichen Jahr. Die ganze Familie wurde eingespannt, die Nachbarschaft und die Verwandtschaft. Noch vor Sonnenaufgang gingen die Männer auf die Wiesen und mähten das Gras mit der Sense von Hand. Beim taufrischen Gras schnitt die Sense am besten. War die Sense gut gedengelt (die Sense wurde an der Schnittkante mit einem Dengelhammer mechanisch so dünn wie möglich nach vorne ausgetrieben) und konnte der geübte Schnitter gut mit dem Wetzstein umgehen war ihm ein stundenlanges, sauberes, leichtes Mähen möglich. Der Wetzstein wurde in einem mit Wasser gefüllten Behälter, einem „Kompf“ am Körper mitgeführt. Der Kompf ist aus Blech oder aus einem Kuhhorn hergestellt. Er ist mit einem Einhänger versehen.
Mit der beginnenden Mechanisierung in der Landwirtschaft kamen Mähmaschinen auf die mit Zugtieren gezogen wurden, siehe Bild.
Etwas später wurde das Gras mit kleinen Gabeln /Gäbelchen) gleichmäßig verstreut. Das war meist Frauen- und Kinderarbeit. Der Grasschnitt musste je nach Wetter immer wieder mit Handrechen gewendet werden.

Am Abend wurde das Heu zu kleinen Maden zusammengerecht (Madenrechen). Am nächsten Morgen nachdem der Tau abgetrocknet war wurden diese kleinen Maden mit Gabeln wieder gleichmäßig verstreut. Am späten Nachmittag wurde dann, wenn es das Wetter zuließ das „raische“ (trockene) Heu zu großen Maden zusammen gerecht und auf einen Leiterwagen aufgeladen. Die Wiesen wurden mit einem großen Schlepprechen nachgerecht, es durfte ja kein Heu liegen bleiben. In der Scheune angekommen musste das Heu noch am Abend von Hand abgeladen und verstaut werden. Am nächsten Morgen wartete ja schon eine andere Arbeit.
Tagelang waren ganze Scharen von Helfern mit der Heuernte beschäftigt. Die Tage begannen früh und endeten erst spät in der Nacht. Die Bauersfrau hatte neben der Stallarbeit noch für die Verköstigung der Helfer zu sorgen und musste auch sonst noch kräftig zupacken. Die Kinder wurden schon früh in das bäuerliche Arbeiten mit eingebunden.
In den 50er Jahren kamen aus verschiedenen Gründen gravierende Veränderungen in die Landwirtschaft. Langsam aber sicher wurden die Zugtiere durch Dieselrösser ersetzt. Wurden bisher bis zu 25% der Anbauflächen für das Füttern von Zugtieren benötigt, so konnte jetzt auf diesen frei werdenden Flächen mehr Lebensmittel für die ständig wachsende Bevölkerung produziert werden.
Jetzt gab es Traktoren mit Messerbalken. Der Tag musste nicht mehr so früh begonnen werden, und das Gras wurde im Sitzen geschnitten, vom Traktor aus. Gewendet wurde das Gras mit dem so genannten Heuwender, einer hochbockigen Maschine, die vom Traktor gezogen wurde. Das abendliche Madenrechen und das Zusammenrechen des fertigen Heus auf Maden übernahm die Heuma, ein seltsames langes Monstrum. Es mussten nur noch an ungünstigen Stellen die Heumaden mit einem Rechen nachgearbeitet werden.
Langsam kamen auch die ersten Ladewagen auf, das schwere, arbeitsintensive Aufladen des Heus auf die Leiterwagen von Hand, das Gabeln wurde dadurch erspart. Mit weniger Leuten und in kürzerer Zeit konnte jetzt die Heuernte erledigt werden.
Auch das Abladen und Verstauen des Heus in der Scheune wurde maschinell erleichtert. Laute und leistungsstarke Schneidgebläse zogen das Heu in ihren Schlund und beförderten es in jeden gewünschten Winkel der Scheune. Während diese staubige Arbeit von Familienangehörigen oder Nachbarn verrichtet wurde, mussten von den Bauersleuten im Stall die Kühe gemolken, die Schweine gefüttert und die Kälber getränkt werden. Meist war es stockfinstere Nacht bis auf dem Bauernhof endlich Ruhe einkehrte. Trotz der rasant fortschreitenden Technisierung waren aber immer noch viele helfende Hände notwendig. Immer noch wurde die ganze Familie eingespannt.
Mit den Veränderungen der Gesellschaft hörte auch die Nachbarschaftshilfe auf. Die Heuernte wurde eine reine Familien Angelegenheit. Die Nachbarn hatten ihre Arbeitsstelle, sie hätten extra Urlaub nehmen müssen. Locken konnten die Bauern die Menschen auch nicht mehr mit einer zünftigen Verköstigung und einer Kanne Milch am Abend.
Durch das aufkommende Silieren kam das Heumachen fast ganz aus der Mode. Das Gras wird vier oder fünfmal im Jahr geschnitten. Nach dem Mähen wird das Gras verstreut und je nach Witterung angetrocknet recht schnell zusammengerecht, gehäckselt und ins Fahrsilo gekarrt. Dort wird es verteilt und mit einem schweren Traktor fest gewalzt, jede Lage extra. Die Bauern tun sich zusammen und füllen gemeinsam mit ihren Gerätschaften ihre Silos.
Auch wird die Grassilage teilweise in den Biogasanlagen verwertet. Das Heu für die Pferde wird aus älterem Gras gemacht, hauptsächlich für die aufkommenden Reiterhöfe. Heutzutage wird das Heu mit einer riesigen Presse bis zu 400 kg schweren Ballen zusammengepresst um Lagerplatz zu sparen. Diese Ballen können nur noch mit einem großen Frontlader transportiert werden.
Die immer größer werdenden Bauernhöfe spezialisieren sich in ihrer Produktion.
Immer mehr Landwirte lassen Teile ihrer Arbeit auch von Lohnunternehmern mit ihren leistungsfähigen und auch teuren Gerätschaften ausführen. Diese können mit ihren vielseitigen Maschinen diese Arbeiten schneller und kostengünstiger ausführen.
Noch niemals in der Geschichte hat sich die Landwirtschaft so verändert wie in dieser Epoche.

Verfasser: Gerhard Schaal

Aus dem Heininger Dorfleben: Der zugenähte Ärmel - Eine Lausbubengeschichte erzählt von Hermann Klein

Diese, von Hermann Klein´sen erzählte Geschichte spielte sich in seiner direkten Nachbarschaft ab. Zur damaligen Zeit waren im ganzen Ortsteil, dem so genannten „Bohneneck“ nur Bauern zu Hause. Der Name Bohneneck stammt noch aus der Zeit, wo die ländliche Bevölkerung fast ausschließlich auf Selbstversorgung angewiesen war. Um auch in der kalten Jahreszeit vegetarische Kost zu haben, musste diese in Standen (zum Beispiel Krautstanden) eingesalzen und verdichtet, möglichst luftdicht aufbewahrt werden. So auch die grünen Bohnen. Beim öffnen dieser Behältnisse wurde oft der starke und eigenartige Geruch der Bohnen frei. Manche nannten es einen penetranten Gestank. Wahrscheinlich war diese Kost in diesem Heininger Ortsteil besonders beliebt, und so kam der Ortsteil wahrscheinlich zu dem Namen Bohneneck. Es gibt bis heute keine verbindliche Erklärung über die Herkunft vom Namen Bohneneck.Heute, 2020 gibt es im Bereich der Esslinger und Rothenburger Straße keinen Vollerwerbslandwirt mehr. Der letzte Bauer, Hermann Klein jun. hat vor Jahren langsam seine Betriebsaufgabe eingeleitet. Eine Jahrtausend alte Geschichte und Kultur geht hiermit für immer zu Ende.Die Bauern aus dem Urdorf Heiningen waren weithin für ihre oft schrulligen Eigenarten bekannt. Der hier betroffene Paul Bäuerle sen. ragte da noch etwas heraus. Mit diesen alten Bauern ging auch diese alte, ausgeprägte und oft eigenwillige bäuerliche Lebensweise für immer verloren.Paul Bäuerle war durch seine Eigenarten, insbesondere durch seine Sparsamkeit (gelebter Geiz) sowie seiner Anfälligkeit gegen Schabernack und Unfug bei allen übermütigen Jugendlichen und auch anderen zum Scherzen aufgelegten sehr wohl bekannt. Hatte Paul wieder einmal einen an im verübten Streich erlebt reagierte er immer lautstark und theatralisch, komödienhaft halt, genauso wie es seine Übeltäter es von ihm erwarteten. So auch bei diesem, doch etwas markaperen Streich.Viele Scheunen hatten früher über dem Scheunentor ein Vordach aus Blech, was freihängend an der Scheunenwand angebracht war, so war es auch beim Paul. So konnten verschiedene Sachen im Freien, vor Wind und Wetter geschützt, leicht zugänglich aufbewahrt werden. So auch das Objekt, der Arbeitskittel von Paul. Die Schelme nahmen den Kittel, nähten den Ärmel vorne zu in den Paul gewohnheitsmäßig als letztes schlüpfte. Der Ärmel wurde dann reichlich mit Kot gefüllt. Nach sorgsam getaner Tat wurde der Kittel wieder an seinem an gestammten Platz unauffällig aufgehängt.Da die Gewohnheiten und Zeitabläufe von Paul allen durch beobachten wohl bekannt waren legten sich die Täter auf die Lauer um das Schauspiel ja nicht zu verpassen. Lange dauerte es nicht, bis sich wie erwartet das Scheunentor öffnete und Paul voller Tatendrang herauskam und auch sofort nach seinem Kittel griff. Es gelang ihm einfach nicht durch den zugenähten Ärmel zu kommen.Leider wurde das dabei gebotene Schauspiel nicht genau überliefert. Alle bei diesem Schauspiel angewandten Kraftausdrücke hätte sich wahrscheinlich auch kein einzelner Mensch behalten können. Bis auf Paul Bäuerle hatten alle ihren Spaß an dieser Geschichte. Dieser Streich wurde bestimmt oft in vielen Variationen ausgemalt und ausgeschmückt im Bauerndorf Heiningen und in der näheren Umgebung erzählt und belächelt.Die immer wieder gestellte Frage an Paul Bäuerle: Paul wie war das denn damals mit dem zugenähten Ärmel.

Verfasser: Gerhard Schaal