Schulmobilitätskonzept Backnang

für sichere und eigenständige Mobilität von Kindern

Die Mobilität von Kindern hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die Strecken, die sie zurücklegen müssen, werden immer weiter, wobei sie immer weniger selbständig mobil sind. Das hat erhebliche negative Folgen.
Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit haben Kinder weniger die Möglichkeit ihre Umgebung eigenständig zu erkunden, was ihre räumliche Orientierung und Selbständigkeit beeinträchtigt. Soziale Interaktionen mit Gleichaltrigen auf dem Schulweg sind wichtig für die soziale Entwicklung. Weniger körperliche Aktivität im Freien kann zu Bewegungsmangel und gesundheitlichen Problemen führen.
Die meisten Straßen sind nicht den Bedürfnissen von Kindern angepasst. Enge oder zugeparkte Gehwege erschweren ihnen die Mobilität. Kinder haben eine andere Wahrnehmung als Erwachsene und geringere Reaktionsgeschwindigkeiten. Unter 12 Jahren können Kinder oftmals komplexe Verkehrssituationen nicht vollständig erfassen oder Gefahrensituationen präventiv vermeiden.

Das neue Schulmobilitätskonzept für Backnang ist ein ganzheitlicher Ansatz um die Mobilität von Schülerinnen und Schülern sicher, nachhaltig und gesund zu gestalten. Es umfasst Maßnahmen und Strategien, deren Ziel es ist die eigenständige Mobilität von Kindern zu fördern und zu Fuß gehen, Radfahren und den öffentlichen Nahverkehr zu stärken.
Ziel des Konzepts ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit auf den Schulwegen, die Förderung eigenständiger Mobilität und Bewegung, die Reduzierung des Pkw-Verkehrs vor den Schulen (Elterntaxis) und die Sensibilisierung der Schulgemeinschaft für selbständige Mobilität.
Das Konzept wurde anhand des Modellcampus Mörike Gemeinschaftsschule und Schickhardt-Realschule erstellt und soll im nächsten Jahr auf die anderen Backnanger Schulen übertragen werden. In vier Veranstaltungen wurde zusammen mit den Schulleitungen, Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern, der Stadtverwaltung und einem Planungsbüro ein ganzheitliches Schulmobilitätskonzept für die Stadt Backnang erarbeitet. 

Veranstaltungen

Auftaktveranstaltung

Anlass und Ausgangssituation

In Auftakttermin am 12.02.2024 wurde mit den beteiligten Ämtern der Stadtverwaltung und den Schulleiterinnen der Mörike-Gemeinschaftsschule und der Schickhardt-Realschule über die Ausgangssituation an den Schulen gesprochen und Ziele definiert. Moderiert wurde der Termin vom Planungsbüro Mobilitätslösung, die sehr viel Erfahrung im Bereich Schulmobilität mitbrachten. Sehr schnell wurde klar, dass eine ganzheitliche Betrachtung unter Einbeziehung aller Akteure notwendig ist, da gefährliche Situationen oft auch durch das hohe Verkehrsaufkommen vor den Schulen zu Schulbeginn und -schluss entstehen (Elterntaxis). 

Infotermin Schulen

Was ist ein Schulmobilitätskonzept?

Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und alle Interessierten konnten sich am 14.03.2024 zum Thema Schulmobilitätskonzept informieren. Hier wurde nochmals die Ausgangssituation geschildert und das geplante Vorgehen dargestellt und das Landesprogramm MOVERS, welches Schulen bei der Förderung selbstaktiver Mobilität unterstützt vorgestellt.

Schulworkshop

Wie kommst du zur Schule und was passiert auf deinem Schulweg?

Im Vorfeld zum Workshop, am 7. Mai 2024, wurde an den beiden Modellschulen eine Befragung durchgeführt um zum einen das Mobilitätsverhalten und auch Probleme auf dem Schulweg zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen warum die Situation vor den Schulen oftmals so gefährlich und unübersichtlich ist. Laut Umfrage sind jeden Morgen etwa 200 Elterntaxis vor der Schule unterwegs, dazu kommen die Beschäftigten, die größtenteils mit dem Auto kommen. Zweiter Teil des Workshops war eine gemeinsame Begehung der wichtigsten Schulwegrouten, diese wurden genauer unter die Lupe genommen und Problemstellen diskutiert. Im dritten Teil wurden Maßnahmenideen gesammelt, die zu einer Verbesserung der Situation auf den Schulwegen beitragen könnten, diese wurden im Anschluss diskutiert und bewertet.
Im Anschluss an den Schulworkshop wurde vom Planungsbüro ein Entwurf für einen Schulwegplan erstellt, der die sichersten Fuß- und Radwegeverbindungen zum Schulcampus aufzeigt, aber auch auf Gefahrenstellen hinweist und Handlungsempfehlungen an die Stadtverwaltung beinhaltet.

Verwaltungsworkshop

Was sind die Aufgaben der Stadtverwaltung?

In einem Verwaltungsworkshop am 12. Juni 2024 wurden die Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmenempfehlungen diskutiert. Der Entwurf des Schulwegeplans und die aufgezeigten infrastrukturellen Maßnahmenempfehlungen aus dem Plan diskutiert und die Maßnahmen nach Wichtigkeit und Dringlichkeit priorisiert, um möglichst schnell ins Handeln zu kommen. Danach wurden der Prozess und die Verantwortlichkeiten der verschiedenen städtischen Ämter vertieft.

Pilotcampus Seminar - Mörike-Gemeinschaftsschule und Schickhardt-Realschule

Das Schulmobilitätskonzept wurde am Schulcampus Seminar entwickelt. Mit Hilfe der Mörike-Gemeinschaftsschule und der Schickhardt-Realschule wurden in Workshops, Befragungen und Begehungen Problemstellen und Bedarfe erörtert. Im Laufe der nächsten Jahre werden auch die anderen Backnanger Schulen mit Hilfe von Befragungen und Begehungen untersucht. Anhand des neuen Schulmobilitätskonzepts, den dort erörterten Handlungsfeldern und Maßnahmenempfehlungen und der erarbeiteten Musterlösungen, werden nach und nach neue Schulwegpläne für die Backnanger Schulen erstellt und die Verkehrssituation im Schulumfeld verbessert.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Workshops für die gute Mitarbeit bedanken. Ganz besonderer Dank gebührt dem Planungsbüro Mobilitätslösung und den Schulleiterinnen Frau Moll, Frau Bunz und Frau Vizziello.

Verkehrsversuch

in einem einjährigen Verkehrsversuch sollen die ermittelten Maßnahmen zur Verbesserung der Schulmobilität am Seminar getestet werden.

Um die verkehrliche Situation am Lehrerparkplatz zu verbessern, wird nach den Herbstferien eine Eltern-Vorfahrt in der Richard-Wagner-Straße zur Verfügung stehen. Auf der Schulseite, also auf der linken Straßenseite kann in den markierten Flächen gehalten werden, um die Kinder in die Schule zu entlassen. Durch die Anordnung der Kiss & Ride Zone soll ein zügiges Bringen und Weiterfahren ermöglicht werden.

Die Elternvorfahrt wurde geschaffen um die gefährliche Situation am Lehrerparkplatz zu entschärfen. Ab dem ersten Schultag nach den Herbstferien sind die Lehrerparkplätze als Privatparkplätze ausgewiesen und dürfen nur noch mit Ausnahmegenehmigung genutzt werden.  
Mit der Elternvorfahrt soll die Situation für die Kinder sicherer gemacht werden, sie soll aber keine Einladung sein, Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Aus vielfachen Gründen ist es für die Schülerinnen und Schüler besser eigenständig zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Roller zur Schule zu kommen. Die Bewegung am Morgen fördert die Konzentration während des Schultags, die Kinder schulen ihren Orientierungssinn und üben das Verhalten im Straßenverkehr, nebenbei wird durch den Kontakt mit den Mitschülern, das soziale Miteinander gestärkt.

Um die Situation im Rietenauer Weg (hinter AVIA-Tankstelle) für die Kinder zu verbessern, wird entlang der Straße ein Gehweg markiert. Der Ausfahrtbereich aus der Tankstelle wird für eine bessere Sichtbarkeit für die Tankstellenkunden und auch die Kinder rot markiert. Auch diese Maßnahme wird in den Herbstferien umgesetzt.
Wir arbeiten stetig daran alle Wege zur Schule so sicher zu gestalten, dass die Kinder den Schulweg eigenständig zurücklegen können. Die größte Gefahr stellt dabei das hohe Verkehrsaufkommen vor der Schule dar. Hier können Eltern aktiv an der Sicherheit des Schulwegs mitgestalten, indem Sie ihr Kind nicht mit dem Auto bringen.

Wir hoffen durch den Verkehrsversuch die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler des Campus Seminar deutlich verbessern zu können und werden nach den ersten Auswertungen, bei Bedarf mit weiteren Maßnahmen nachsteuern.

Weitere Fragen beantwortet die Stadtverwaltung gerne per Mail an mobilitaet@backnang.de
und den Telefonnummern 07191 894-272 und 07191 894-271.